CAO Pilón – Ein Abend, ein Gespräch

CAO Pilon in Kiste

Die österreichische Zigarren-Community ist klein. Sehr klein. Es passiert nicht oft, dass sich Zigarren-Prominenz in unser schönes Land verirrt. Ja, zugegeben es gibt des Öfteren einen Zigarren-Launch, der größer gefeiert wird, doch meistens werden solche Events nur in der Hauptstadt ausgerichtet. Ich war erstaunt, dass mein Zigarrenshop des Vertrauens ankündigte, dass es eine Präsentation zur CAO – Pilón geben sollte, samt Besuch von CAO direkt. Solche Aussagen bekommt man öfters zu hören, allerdings ist das dann jemand, der für den Europa-Import zuständig ist und nicht jemand, von der jeweiligen Manufaktur. Jemand, der für den Blend einer Zigarre zuständig ist, bekommt man eher selten zu Gesicht, dachte ich jedenfalls.

Ein Abend, eine Zigarre

Zigarrenbanderole Detail

Die schlichte Banderole einer CAO – Pilón

Es ist Abend. Ein großes Einkaufszentrum in Österreich, eine Stunde vor Ladenschluss. Die Stammkunden, Freunde von mir und ich treffen uns in dem Tabakfachgeschäft unseres Vertrauens.  Einige Zigarren qualmen bereits. Man riecht es und so mancher Passant verzeiht den Mund, für viele ist der Geruch wohl doch etwas zu herb. Ich geselle mich zu den Anderen, doch ich rauche noch nicht. Ich möchte meine Geschmacksknospen schonen für die Zigarre, welche die Richtung des Abends vorgeben soll: Die CAO Pilón

Während wir bereits in zigarrentypische Diskussionen verfallen, nähert sich unserer Truppe ein unbekanntes Gesicht. Ein ist ein Mann in einem schnittigen Sakko, perfekt getrimmten Bart, etwas schmächtiger als der Durchschnitt und er wird von zwei Damen begleitet. Das Gesicht kommt mir bekannt vor, doch ich kann es nicht wirklich zuordnen.

Nach Ankunft des Neuankömmlings begeben wir uns in die ersten Etage des Einkaufszentrums, die Läden schließen bereits und unsere kleine Runde ist die letzte Traube Menschen, in dem weitläufigen Gebäude. Eine seltsame Stimmung herrscht, als wir das kleine Lokal betreten.

Wir nehmen an den Tischen mit den Aschenbechern Platz. Während die letzten Sonnenstrahlen draußen vor den riesigen Glasfronten ihren letzten Hauch von Licht verströmen, werden die Zigarren in die Runde gereicht. Überall im Raum flammen Streichhölzer und Feuerzeuge auf, Cutter sind zu hören, doch die Stimmen lassen nach. Der Unbekannte erhebt sich von seinem Platz und begibt sich in die Mitte des Lokals. Ich bin gespannt was es zu erzählen gibt.

Besuch aus Tampa

„Hi! My name is Rick Rodriguez.“ Selten ist meine Kinnlade so schnell nach unten gesaust. Ich sitze in einem Einkaufszentrum, kurz nach Sonnenuntergang und die Zigarre  des Abends wird mir vom Blender persönlich präsentiert. Vor allem, da CAO alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist.

CAO, das steht eigentlich für den Gründer der Firma, Cano A. Zogener, der die Firma 1968 in den USA gründete. Er stammte eigentlich aus dem Pfeifen-Business, Meerschaumpfeifen um genau zu sein. Die Welt der Zigarre eröffnete sich ihm, als er auf die Exil-Kubaner Carlos Torano und Nestor Plasencia traf. CAO ist mittlerweile für sehr gute Premium-Longfiller bekannt.

Rick Rodriguez ist der Masterblender von CAO. Seine Großeltern stammen aus Kuba und mit seinen Kindheitserinnerungen verband er stets beide von Ihnen. Sein Werdegang führte Ihn über den Verkauf von – wenn ich mich richtig erinnere – Bodenbelägen letzten Endes zur General-Cigar-Company. Er war dort sehr erfolgreich im aktiven Verkauf tätig, bis ihm eröffnet wurde, dass man ihn gerne zum Blender ausbilden möchte. Sein Weg führte ihn in die dominikanische Republik und wieder zurück in die USA. Er ist unter anderem verantwortlich für den Blend der CAO – OSA oder für die CAO – Amazon Basin.

CAO Pilón

Rick Rodriguez versteht sein Handwerk. Er ist ein sehr guter Erzähler und mit Sicherheit ein genialer Verkäufer, denn er hat Sinn für Humor und beantwortet gnadenlos jede Frage. Ich versuche ihm zu folgen, doch nach ein paar Minuten des Zuhörens, lenkt die Zigarre, die ich rauche doch meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes, nämlich die Zigarre selbst. Ich rauche die Robusto-Variante, der Pilón.

Es ist ein herrlicher würziger Geschmack, typisch für Tabak aus Nicaragua, doch es ist wesentlich weniger Pfeffer, als ich es von anderen Zigarren aus Nicaragua gewohnt bin. Das Habano-Deckblatt aus Ecuador ist es, das der Zigarre den Namen verleiht. Pilòn bezeichnet die Vorgehensweise zur Fermentation, bei der 10 bis 15 Blätter zusammengebunden und in einer kleinen Konfiguration übereinander, kreisrund zu einem Stapel angeordnet werden. Eine Technik die im 19. Jahrhundert auf Kuba ihre Anwendung fand. Durch diese Art der Fermentation reduziert sich sowohl der Ammoniak, als auch der Zuckergehalt. Die Zigarre soll dadurch besser abbrennen.

Zigarrenasche

Äußerst feste Asche…

Im Hintergrund höre ich immer noch die Stimme von Mr. Rodriguez. Um mich herum wird verständnisvoll genickt, der eine oder andere Witz gemacht und lauthals gelacht. Man hat Spaß. Ich nehme wieder einen Zug von meiner Zigarre. Es gesellt sich mehr Süße dazu, doch es ist eine eher eine dezentere Süße, beinah ein Hauch, der lediglich dafür sorgt, dass die Würze, aber auch das Holzaroma besser zur Geltung kommt. Der Rauch ist dicht und umspielt den Gaumen. Ich überlege, welches Getränk wohl die perfekte Begleitung ist. Ich beschließe sie zu Hause mal mit Tee zu genießen, es erscheint mir als gute Wahl, vielleicht mit der Churchill-Version. Doch neben den typischen Aromen, schmecke ich noch etwas Anderes. Es ist ein Geruch aus meiner Kindheit, der Geruch der immer verbreitet wurde, als meine Großmutter Kakao gemacht hat, diesen dunklen Kakao, der zuerst in Wasser und erst dann in die Milch eingerührt wird. Ganz ähnlich duftet in diesem Augeblick der Rauch. Es ist ein wohlig warmes Gefühl und ich überlege, ob die Pilón nicht eine gute Zigarre für die Wintermonate sein könnte.

Zigarrenasche

Der Rest einer herrlichen Zigarre – Der Beginn einer anregenden Unterhaltung

Am Ende bleibt von der köstlichen Zigarre nur etwas Asche in meinem Aschenbecher zurück. Während die Menschen um mich herum noch rauchen, gehe ich zu Rick Rodriguez, der sich nun auch endlich auf die Zigarre konzentrieren kann. Nein, ich „löchere“ Ihn nicht mit den üblichen Fragen, denn es ist eigentlich alles gesagt.

Wir beide plaudern über unsere Familien und ich erzähle ihm die eine, oder andere Anekdote über meine Großeltern. Wir reden über die ersten Zigarren, die wir rauchten. Ein guter Freund, der an diesem Abend ebenfalls anwesend ist, schnappt sich meine Kamera und macht ein paar Fotos, denn ich vergesse, Dank der Unterhaltung, natürlich gänzlich darauf. Leider habe ich noch einen anderen Termin, doch wir tauschen Mail-Adressen aus und versprechen uns zu schreiben, da ihn mein kleiner Blog wohl doch ein wenig interessiert. Beinahe vergesse ich auf ein „Beweisfoto“, doch mein Freund erinnert mich noch daran.

Ich verlasse das Lokal als einer der ersten. Mittlerweile ist das Einkaufszentrum zur Gänze geschlossen, die Rollläden sind herunter gelassen und auch das Parkhaus ist beinah leer. Mein Kopf dagegen ist voll, voll mit Ideen und Vorfreude auf einen Mitternachts-Smoke, denn ich habe mir noch eine Churchill aus der Kiste genommen. Die anderen Gäste rauchen diese noch vor Ort, ich tue das lieber in den eigenen vier Wänden.

Manche Dinge genießt man dann auch wieder in trauter Einsamkeit, denn manchmal ist auch das ein Genuss.

In diesem Sinne: Happy Smoking!

Klaus Hruby und Ricky Rodriguez

Ricky Rodriguez und der Autor eines kleinen, österreichischen Blogs

2 Comments

  • Antworten September 21, 2017

    Frank Held

    Hallo Herr Hruby,
    vor einiger Zeit hätten sie in ihrem Blog 4 Zigarren vorgestellt welche zurzeit ihre Lieblinge sind .
    Unter anderem eine “unbekannte“ mit PigTail nach deren Identität ich Sie gefragt hatte.
    Hier nochmals die Bitte mich doch jetzt nicht Unwissenheit sterben zulassen.
    Mit freundlichem Gruß
    F.Held

    • Antworten September 21, 2017

      Klaus Hruby

      Lieber Herr Held!
      Danke für Ihre Nachricht, ich habe ihnen damals auch geantwortet, tue das aber gerne nochmal 🙂
      Die anonyme Zigarre war ein Projekt exklusiv für den österreichischen Markt. Leider wurde nichts daraus. Ich konnte noch ein paar Exemplare ergattern. Die Zigarren sind leider nicht mehr zu bekommen.

      LG
      Klaus Hruby

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