Drei neue Freunde

 

Die Schweiz gilt schon seit längerer Zeit als ein Paradies für Pfeifenraucher. Offener Tabak, Pfeifenhersteller und Amerikanische Tabakimporte sind Dinge von denen man in Österreich nur Träumen kann. Als ein Freund mir mitteilte, dass er in Bern zu tun hatte, wusste ich sofort was zu tun ist. Ich bat ihn in das Geschäft von Peter Hadorn für mich aufzusuchen. Meine Einkaufsliste umfasste nicht wirklich viel. Besonders gespannt war ich auf die Hausmischungen. Wie gesagt bei uns ist der Verkauf von offenen Tabaken verboten. Drei Namen auf der Website machten mich neugierig: „Philosoph“, „Adams Choice“ und „Sunday Morning“

 

Ich konnte die Ankunft meines Freundes gar nicht erwarten. Nach ein paar Tagen war es soweit. Insgesamt waren in dem Paket ein Päckchen Zigaretten (Parisienne Filter; dazu ein anderes Mal mehr) ein Serientabak, der in Österreich auch nicht erhältlich ist und ebendiese Mischungen.

 

Als erstes stopfte ich eine Pfeife mit dem „Sunday Morning“. Was soll ich sagen? Einfach ein Traum. Eine typisch englische Mischung. Virginia mit reichlich Latakia. Trotz des rauchigen Latakias ist eine herrliche Natursüße zu schmecken. Die Mischung ist auch eher mild, was tatsächlich dazu einlädt diesen Tabak nach dem sonntäglichen Frühstück zu genießen.

 

Sofort versetzt einen der Geschmack in ein schottisches Herrenhaus mit Blick auf einen riesigen Park, die Sonne scheint und der Kammerdiener versorgt einen mit Tee. Splended!!!

 

Ein neuer Tag, ein neuer Tabak. „Adams Choice“ Laut kryptischen Herstellertext eine natürliche Virginiamischung mit einem herrlichen Raumaroma, dass jegliche Frau betört. Von letzterem kann ich (noch) nicht viel berichten, aber der Geschmack ist einfach ein Wahnsinn. Reichlich süßer Virginia ist mit Sicherheit der Hauptanteil, dadurch entwickelt sich ein herrlich komponiertes Geschmackserlebnis, leicht nussig, eine Spur von frischem Heu, Honignoten und alles umhüllt von der ständig präsenten Süße, die bis zum Schluss anhält. In der Pfeife bleibt nichts zurück außer einem Häufchen Asche und der Wunsch nach der nächsten Pfeife. Ich saß auf der Terrasse während der Regen durch die Bäume plätscherte. Der Rauch war sanft und kühl und die Süße wirkte entspannend. Ich war zu zumindest eine Stunde an einem anderen Ort.

 

An einem ebenfalls verregneten Freitag widmete ich mich dem dritten im Bunde: „Philosoph“. Dieser Bursche macht seinem Name alle Ehre. Eine typisch englische Mischung, deutlich Latakia-lastig. Schon nach den ersten Zügen entfaltet sich das typische, rauchige Raumaroma, das manchmal tatsächlich an einen abbrennenden Pferdestall erinnert, doch es lädt tatsächlich zum philosophieren ein. Man läßt die Gedanken schweifen, findet auf dem Saum des Bewusstseins so manche Erkenntnis und mit dem letzten Zug fällt der Vorhang einer grandiosen Oper. Der Tabak passt hervorragend als Digestif nach einer reichhaltigen Mahlzeit, kombiniert mit einem schweren, vollmundigen Rotwein.

 

Drei Tage, drei Tabake, drei außergewöhnliche Geschmackserlebnisse. Das beeindruckendste an diesen Hausmischungen ist, dass Peter Hadorn auf seiner Website sehr bescheiden mit Worten umgeht. Die Mischung „Philosoph“ wird schlicht mit „lädt zum philosophieren ein“ beschrieben und „Sunday Morning“ wird als „milde, englische Mischung“bezeichnet. Wenig Worte für Tabake, die wirklich Top-Genüsse sind. Eines ist klar, sobald ich kann muss ich Bern besuchen und tatsächlich NUR um einen Tabakladen zu besuchen, denn auch die Preise sind für uns österreichische Pfeifenraucher ein Traum. Ich habe selten so gute Mischungen erlebt. Leider stehe ich nun zwangsläufig vor einem Problem: Soll ich sparsam sein, damit ich lange was davon habe, oder soll ich mich durch diese drei Mischungen rauchen bis die Tabaktöpfe leer sind??

 

Doch ich glaube, egal was es wird, ein Genuss wird es auf alle Fälle.

 

 

Zug um Zug nichts anderes als blauer Dunst.

 

1 Comment

Leave a Reply