Hinter verschlossenen Türen – Zu später Stunde

Zigarrenzubehör

In Österreich gibt es viele verschlossene Türen. Und ich bin mir der Zweideutigkeit dieser Aussage durchaus bewusst, aber das meine ich nicht. Österreicher lieben Exklusivität, denn das eigene Glück ist erst dann vollkommen, wenn andere Menschen nicht so glücklich sind. Eines der Grundprinzipien in diesem Lande.

Die Tabakbranche ist in Österreich besonders exklusiv, da alleine durch das Tabakmonopol vieles ausgeschlossen wird. So zieht sich der Zirkel der Händler, der Importeure und der Hersteller gerne hinter holzvertäfelte Wände zurück und fristet sein Dasein jenseits der Öffentlichkeit. Ganz ehrlich: Ich mag das!

Ein Hauch von Monarchie

Planters Schriftzug

Welcome to Planter’s Club

Als ich die Einladung zum Launch der Winston Churchill – the late hour bekam, war ich erstaunt, dass man mir Zutritt zu diesem erlauchten Zirkel gewährte. Ich bin ja schließlich nur ein Blogger, der ein paar Artikel und Reviews in die unendlichen Weiten des Netzes hinaus schreibt. Aber scheinbar – das sollte ich an diesem Abend lernen – habe ich mich deutlich geirrt.Ort des Geschehens war eine der schönsten Bars in ganz Wien: der Planter’s Club

Am Eingang stehen zwei, als Royal-Guards verkleidete, Männer, die mit grimmigen Blick den Eingang versperren. Geschlossene Gesellschaft. Da meine Name auf der Gästeliste steht, gewehrt man mir Zutritt. Die Bar ist in ein warmes, sattes Licht getaucht. Kellner servieren die ersten Cocktails und in einer Ecke des Raumes steht eine sympathische Dame von Davidoff, die bereits die ersten Zigarillos für den Aperitif entflammt. Ich gehe durch den Raum und bewundere das Ambiente. Die ersten bekannten Gesichter nicken mir zu. Man übt sich in leisem Smalltalk, nippt an den Drinks und beobachtet, wie die weiteren Gäste eintrudeln. Mir gefällt es hier und nicht nur deshalb, weil mir die Kellner ständig ein neues Glas in die Hand drücken.

Ich bin mit einem befreundeten Fachhändler gekommen und so lerne ich nach und nach mehr Leute kennen, verteile Visitenkarten, doch in der Regel ist das gar nicht notwendig, denn meistens höre ich Dinge wie „Ach, Sie sind das.“ oder „Was, sie schreiben diese netten Geschichten?“

Darauf war ich dann doch nicht gefasst. Ich war mir nicht im Klaren darüber, wie viele Menschen meinen Blog lesen, obwohl ich die Zahlen kenne. Wenn man den Gesichtern der Aufrufsstatistik dann gegenübersteht, ist das doch etwas anderes.

Wir gehen in den hinteren Raum und besetzen einen der Tische, deren Bänke mit diesem herrlich weichen Leder bezogen sind. Während sich der Raum füllt, wird das Stimmengewirr lauter und entspannt mich immer mehr. Man unterhält sich über die Zigarre des Abends. Wer hat sie schon geraucht und wo war schon etwas darüber zu lesen? Ich halte mich weitgehend raus aus den Gesprächen und höre zu. Ich liebe es einfach die Menschen zu beobachten in ihren Gesprächen und Unterhaltungen über Gott und die Welt. Doch auch wenn es keiner ausspricht, wir sind an diesem Abend eine kleine Gemeinde, ein Häufchen von Menschen, deren Leidenschaft die selbe ist. Das verbindet, auch wenn an diesem Abend das Geschäft im Vordergrund steht. Der Genuss verschwindet niemals ganz aus den Gesichtern der Menschen.

Menschen in einer Bar

Der exklusive Kreis…
(c) Aelia Schreder

Der Abend steht aber auch im Zeichen von Winston Churchill, einem der größten Zigarrengenießern der Geschichte. Kaum steht die Idee Großbritanniens im Raum, so sind Dudelsäcke unvermeidbar, so durchbrechen zwei Herrn im Kilt mit ihren Highland-Pipes das Stimmengewirr, mit ihre dröhnenden Dudelsäcken, die früher einmal dazu gedacht waren dem Feind Angst und Schrecken in die Glieder zu impfen. Besonders in so kleinen Räumlichkeiten wird einem das durchaus bewusst, wenn die ersten Reihen der Zuhörer vor Schreck zurückweichen.

Neue Titel, Verleihungen und Ehrungen

Österreich wäre nicht Österreich, gäbe es keine Titel, oder Auszeichnungen zu verleihen. Wir lieben die Buchstaben und Abkürzungen vor unseren Namen, auch das ist eine verstaubte Reminiszenz an die Zeit der Kaiser und Könige, die uns mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Davidoff kürt die feinsten Fachhändler. Selbst die Botschafterin der dominikanischen Republik ist heute anwesend und bedankt sich bei Davidoff für den wirtschaftlichen Anteil am Erfolg ihrer Heimat.

Und dann, endlich, nach Zeremonie und Zeremonie, Essen und Essen, werden endlich die Zigarren ausgegeben. Davidoff, Winston Churchill –  the late hour. Ich gehe jetzt nicht auf den Geschmack der Zigarre ein, das habe isch schließlich schon an anderer Stelle getan.

Whiskyglas vor Flasche

Die perfekte Begleitung
(c) Aelia Schreder

Man reicht uns eine Whisky-Begleitung zu den Zigarren und nun wird die Szene wirklich entspannter, entspannter und auch ein wenig ausgelassener, vor allem da sich die Wirkung des Alkohols mit der des Nikotins zu einem besonderen Cocktail vermischt. Die Gespräche verlassen das geschäftliche Umfeld und nähern sich dem Privaten an. Jetzt sind wir alle angekommen und tun das, was wir am besten können: Genießen!

Ich lerne Olaf Ruf kennen, den Chef von Davidoff Österreich. Zu meinem Staunen kennt auch er meinen Blog. Ich bedanke mich für die Einladung. Es ist ein wirklich schöner Abend. Hinter verschlossenen Türen. In einer Seitenstraße der Wiener Innenstadt, hinter der Börse. An einem Ort wo geschäftliches Treiben immer schon mit Amusement vermischt wurde, zu dem was man die österreichische Wirtschaft nennt.

Toiletten

Sogar Toiletten können exklusiv sein….

Es ist spät geworden und so verlasse ich die illustre Runde der Eingeweihten, in diesem wunderschönen Lokal, indem sogar die Toiletten ein Ereignis sind. Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt und mir wird erst beim Verlassen der Bar bewusst, dass ich gerade die Elite des österreichischen Tabakgeschäfts kennengelernt habe. Mir fällt nicht einmal auf, dass man mir beim Verlassen der Bar ein Goodybag in die Hand drückt. Ich verlasse den Planter’s Club und gehe in Richtung Parkgarage. Eine Parkgarage in der klassische Musik durch die Etagen schwingt und wo innerhalb der Markierungen einige Bentleys und andere Oldtimer stehen. Plötzlich fühle ich mich fehl am Platz und bin froh, als ich im Auto wieder die Stadt verlasse. Aufs Land. Nach Hause, wo in meinem Garten die alten Bäume stehen. Dort wo ich nicht Geschäfte machen muss, sondern nur genießen kann.

 

Happy Smoking!

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