Neue Freunde, Zigarren und Paella

la casa del tabaco

Einladungen dieser Art bekommt man nicht oft. Um genau zu sein, war es die erste Einladung dieser Art für mich. Als ich vor rund einem Jahr bei einem Wiener Trafikanten einen jungen Mann aus Spanien kennenlernte, dachte ich nicht daran, dass ich aufgrund meiner bescheidenen Artikel eine Einladung nach Valencia bekommen würde.

Unter dem Titel Experience Condega lud einer der größten spanischen Tabakimporteure zum Genuss in der spanischen Metropole. Von erstklassigen Restaurants, dem weltbesten Paella-Koch, bis hin zu einem einschlägigen Seminar zum Thema Premium-Zigarren, stand alles auf dem Terminplan. Aber der Reihe nach…

Ankunft in Valencia

Ich stehe auf dem Balkon meines Hotelzimmers. Ein Fahrer hat mich vom Flughafen in mein vorübergehendes Domizil gebracht. Die Luft ist mild, es fühlt sich nach Sommer an. Im orangen Licht der Straßenlaternen bewundere ich die Palmen am Straßenrand. Ich war zu lange nicht mehr außerhalb Österreichs und es fühlt sich gut an eine neue Perspektive, einen neuen Ausblick zu haben.

Eine Autofahrt später betrete ich den Mercado de Colon, einem wunderbaren historischen Marktplatz in Valencia mit vielen einzelnen Lokalen aus denen das Geplapper der Menschen an meine Ohren dringt. Ich bin überwältigt von Architektur, der Sprachmelodie der Menschen, die ein gänzlich anderes Stimmengewirr schaffen, als in der Heimat und ich bin von der Herzlichkeit überrascht, mit der ich von meinem spanischen Freund David Gonzalez Haya begrüßt werde. Es fühlt sich so an, als hätten wir einander erst vor zwei Tagen gesehen.

Ich werde meinen Reisegenossen vorgestellt, eine Delegation aus Deutschland, der Schweiz, Belgien, Lettland, Litauen, nun komplettiert durch meine Wenigkeit – den Quotenösterreicher. Der gesamte Trupp bewegt sich nun durch die Stadt, durch die Gassen unter den Orangenbäumen. Ich liebe den Geruch fremder Großstädte, die mein Fernweh stets geweckt haben. Dieser Geruch, der zwar nicht immer angenehm ist, dem aber immer wieder ein Zauber der Fremde innewohnt. Palmen soweit das Auge reicht. Ich bekomme wenig von den Menschen mit, zuviele Eindrücke für meinen Geschmack. Langsam machen sich erste Hungergefühle in mir breit und ich bin froh, als die Gruppe ein sehr durchgestyltes Lokal betritt. Es stehen Tapas auf dem Speiseplan, die so gut sind, dass ich sogar vergesse Bilder zu machen.

Dieses Prinzip des Essens ist herrlich. Man sitzt an einem Tisch, bei einer herrlichen Flasche Wein und wird währenddessen mit den kleinen Köstlichkeiten verwöhnt. So bekommt man gar nicht mit, wie viel man in sich hineinstopft. Ich fühle mich sehr wohl und während der Hunger langsam gestillt wird, erkenne ich auch das eine oder andere bekannte Gesicht. Felix A. Münter, erfolgreicher Autor und ehemaliger Betreiber eines Blogs, der leider den neuen Datenschutzrichtlinien zum Opfer gefallen ist, sitzt mir gegenüber – beste Gesellschaft.

Es werden die üblichen Länderklischees abgearbeitet. Felix und ich tragen dazu einiges bei. Er hat einen herrlich trockenen Humor, wir verstehen uns somit 😉

Mein erster Abend endet nach etlichen Gläsern Rotwein, genialen Tapas, einem riesigen Gin-Tonic und entspannten Gesprächen leicht beschickert im Hotel auf dem Balkon.

La Academia del Tabaco

Foyer La Casa del Tabaco

La Casa del Tabaco

Der Morgen des zweiten Tages lockt mich erstaunlich früh aus dem Bett. Ich trete auf den Balkon hinaus und wundere mich, wie spät die Sonne aufgeht, 8:21 Uhr. Nach dem Frühstück werden wir von einem kleinen Bus raus aus Valencia gebracht, zur La Casa del Tabaco, dem Firmenhauptquartier von Ramon und Aitor Zapata und dem Sitz der Academia del Tabaco.

Die Fahrt ist in mehr als einer Hinsicht unterhaltsam. Ich habe große Freude mich mit einem Schweizer Reisegenossen zu unterhalten. Wie immer stellen wir fest, dass Österreich und Schweiz sich in vielen Dingen ähnlich sind, wir sind zum großen Teil beide ein Volk von Genießern.

Ich genieße den Anblick der Landschaft, die an unserem Fenster vorbeifliegt, das satte Grün im Blattwerk der Orangenbäume und den silbrigen Glanz, der die Olivenbäume umgibt, die Erde und den Sand, sowie das Gras, das Spuren des warmen Klimas in sich trägt. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit sind wir da.

Aitor Zapata begrüßt uns an der Türe und wir werden wieder so herzlich empfangen, dass sich jeder Tag wie ein Besuch bei guten Freunden anfühlt. Man führt uns durch die Casa del Tabaco, durch die Lagerräume des Zigarrenimporteurs und letztendlich in die Räumlichkeiten, die darüber liegen, die Academia del Tabaco.

cigar stock

Das Zigarrenlager/ the cigar stock

Der Raum ist der wahr gewordene Traum eines jeden Zigarrenrauchers. Ein großer begehbarer Humidor in der einen Ecke, ein riesiger Besprechungstisch aus massivem Holz, ein Kamin in der Mitte des Raumes, eine herrlich ausgestattete Bar und ein Bereich mit klassischen Ledermöbel im Lounge-Stil komplettieren das Interieur. Kein Wunder, dass wir alle unsere Smartphones und Kameras zücken um den Raum abzulichten.

Mittlerweile ist auch David Gonzalez Haya wieder zu uns gestoßen. Er komplettiert den Vortrag und die Präsentation der Zigarrenherstellung mit seinen reichhaltigen Erfahrungen aus dem Zigarrenbusiness. Ich weiß zwar einiges über Zigarren, doch auch für mich waren neue Infos dabei, vor allem was die Lagerung nach der Fermentation des Tabaks betrifft. Besonders schön gelöst fand ich die Aufbereitung der verschiedenen Anbaugebiete, mit den jeweiligen Geschmackseigenschaften des Tabaks.

Kleiner Smoke zwischendurch

academia del tabaco

Zeit zu lernen/time to learn

Als Ramon Zapata zu uns stößt, ist der Vortrag seines Sohnes bereits vorbei. Wir haben alle – zumindest – eine Zigarre geraucht, ich für meinen Teil eine Zigarre, auf die ich in einem zukünftigen Review noch genauer eingehen werden.

Ramon Zapata ist einer der bescheidensten Menschen, die ich in der Zigarrenwelt kennenlernen durfte. Er nimmt sich für jede Frage Zeit, lässt sich geduldigst fotografieren und schafft es dabei seine Zigarre niemals ausgehen zu lassen. Ramon verkörpert für mich eine ganz spezielle Herangehensweise an die Zigarre. An diesem Tag fällt für mich der prägnanteste Satz, während wir eine Condega rauchen: „Unsere Zigarren sind sicherlich nicht die besten der Welt, aber es sind die besten Zigarren, zu diesem Preis.“ Wie gesagt, sehr bescheiden.

Ich könnte jetzt noch erzählen welch geniales Restaurant wir besucht haben, doch dieses Essen, an diesem Tag war ein derartiger Genuss, dass ich diese Momente eigentlich mit niemandem teilen möchte, manche Momente – und vor allem wenn sie in solch vortrefflicher Gesellschaft verbracht werden – sind nur für einen selbst bestimmt.

Die Gastfreundschaft

familie Zapata

Die wunderbaren Menschen hinter der Casa del Tabaco/thewonderful people behind the business

Bereits am zweiten Tag habe ich das Gefühl seit einer Woche hier zu sein. Nein, das ist nichts Negatives. Es stellt sich ein Gefühl von Heimat ein. Egal, wo wir hinkommen wir werden herzlich empfangen. Viele der Restaurants erlauben uns drinnen zu rauchen, was tatsächlich eine Ehre ist. Nur einmal ernten wir für dieses Entgegenkommen von anderen Gästen böse Blicke, das ist alles.

Ich habe selten so eine Hingabe zu den eigenen Produkten erlebt wie von Ramon, Aitor und David, genauso wie eine Liebe zur Heimat, jenseits von Patriotismus und Politik.

Die kulinarische Seele – Paella

Der dritte Tag hat begonnen. Mein Koffer ist wieder gepackt. Ich muss am Abend wieder zurück nach Österreich. Doch zuvor bringt uns der Bus ins Restaurante Levante. Der ersten Adresse wenn es um Paella geht, die erste Adresse in Valencia, in Spanien und meines Wissens in der ganzen Welt. Rafael Vidal kochte für den spanischen König und bereitete seine Paella auf der ganzen Welt für andere Köche zu. Er ist der König der traditionellen Paella.

Restaurante Levante

Kochen wir!/Let’s cook

Wir kommen an diesem Tag in den Genuss bei ihm zu lernen, wie man Paella kocht. Sobald ich die Kochhüte aus Papier sehe, fühle ich mich an meine Schulzeit zurück erinnert, nur die Küche ist hier etwas anders. Rafael hat mehr oder Weniger ein Lagerfeuer als Herd. Einfach herrlich. Huhn und Hase schmurgeln in der riesigen Pfanne und ich kann nicht anders, als direkt selbst Hand anzulegen. Sehe ich einen Herd, dann muss ich kochen, so viel ist mir aus meiner Schulzeit schon noch geblieben.Victor Vidal wird mich an diesem Tag noch scherzhaft nach meinem Lebenslauf fragen, weil ich seiner Meinung nach das Zeug zum Paella-Koch habe. Der Mann versteht sein Business – genau wie sein Vater.

Die ganze Truppe kocht, während uns immer wieder kleine Snacks höchster Güte gereicht werden,

Ramon Zapata Klaus Hruby Aitor Zapata

Ramon und Aitor überreichen mir die Urkunde/Ramon and Aitor giving me my certificate

genau wie erstklassiger spanischer Wein und das eine oder andere Bierchen.

Am Ende des Kurses sitzen wir wieder an einem Tisch und verspeisen unsere selbst gekochte Paella. Ein Gericht, das eigentlich sehr simpel ist und wie so oft im Leben, sind es die simplen Dinge, die uns ganz besonders schmecken, denn letztendlich ist auch eine Zigarre etwas simples.

Der Abschied

Rafael Vidal Klaus Hruby

Rafael Vidal der Meister der Paella/Rafael Vida master of Paella

Nach dem Essen werden uns unsere Zertifikate verliehen. Eine Urkunde der Academia del Tabaco über unseren Kursbesuch und einmal die Urkunde von Rafael Vidal, die uns als waschechte Paelleros auszeichnet. Wir bekommen sogar noch einen Ausweis in Kreditkartengröße, dass wir uns jederzeit ausweisen können. Nach einer weiteren Condega in einem Café, geht es für mich zum Flughafen.

Mein Chaffeur dreht mit mir noch eine kleine Runde durch die Stadt, die wunderschön und einzigartig ist. Ich denke an die Menschen die ich kennenlernen durfte. Ich denke an Ramon, Aitor und David, die es innerhalb eines Jahres geschafft haben mit Condega die europäische Sicht auf die Zigarre zu verändern. Ich denke an den verstorbenen Arsenio Ramos, der als sein Vermächtnis eine herrliche Zigarre – die Condega Serie F Arsenio – hinterlassen hat.

Ich mach mir bereits auf dem Rücksitz des Wagens sorgen darüber, dass ich diese Tage nicht werde in Worte fassen können und dass mein Artikel wohl wesentlich länger werden wird als sonst.

Am Flughafen angekommen, lächelt mir die spanische Sonne mit ihren letzten Strahlen des Tages entgegen und wie immer fühle ich mich in so einem Moment an Worte von William Shakespeare erinnert: „Abschied ist solch bittersüßer Schmerz.“

Keine Sorge, ich war sicher nicht zum letzten Mal in Valencia.

In diesem Sinne: Happy Smoking

Experience Condega

Die versammelte Gruppe/The Condega Family

 

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