Zigarren – Wissenschaft und anderer Bockmist!

Aschenbecher Feuerzeug und Drambuie

Manchmal zweifle ich an den Menschen. Vor allem dann, wenn Genussmenschen eben genau diesen verlernen und aus etwas, das sie vielleicht nicht begreifen eine Wissenschaft machen. Natürlich lassen sich über Tabakprodukte wissenschaftliche Zahlen erheben. Feuchtigkeitsgehalt, Nikotingehalt, Schadstoffe im Rauch, Dichte des Rauchs, das Abbrandverhalten, Farbe und Festigkeit der Asche, sowie die Patina am Deckblatt. Man kann auch mit einem Infrarot-Thermometer die Temperatur innerhalb der Zigarre, während dem Rauchvorgang erheben. Man kann Zigarren während dem Rauch aus dem Mund und vom Tisch fallen lassen und versuchen zu ergründen, warum die Zigarre Schiefbrand aufweist. Liegt es an der Lagerung, der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur? Fragen über Fragen und Antworten bleiben oft aus. Doch genau das bereitet uns ja Freude, diese Suche. Oder nicht?

NEIN, genau das nimmt uns den Genuss!

Deine Zigarre hat Schiefbrand? Da hab ich Neuigkeiten für dich. Eine Zigarre ist ein Naturprodukt und wird von Menschen hergestellt. Da passieren auch mal Fehler. Wenn deine Zigarre Schiefbrand hat und sich nicht von selbst verabschiedet, dann zünde nach und rauche weiter. Wir Menschen neigen gerne dazu – ich nehme mich da nicht aus – dass wir uns sehr wichtig nehmen. Wir wollen klug, gebildet und vor allem wissend klingen, soll heißen, wir geben nicht gerne zu, dass wir etwas nicht wissen. Darum bekommen dann auch Anfänger öfters „Tipps“ zu hören, die meistens keine sind.

Auf einer einschlägigen Facebook-Seite hat jemand mal darüber philosophiert, wie man die Zigarre am Besten halten soll, damit das Rauchvergnügen optimal ist. Die Antworten waren, bis auf ganz wenige Aussagen, derart stumpfsinnig, dass ich meinen Augen nicht getraut habe. Zum Beispiel wurde behauptet, dass die Zigarre beginnt schief zu brennen, wenn man sie in den Aschenbecher legt. Ich bin dahingehend seit über 15 Jahren in einem Selbstversuch . Ich lege meine Zigarren immer, oft sogar für einige Minuten, am Aschenbecher ab und Schiefbrand ist bei mir definitiv die Ausnahme. Im Endeffekt wurde dann schwadroniert, dass eine Art Kerzenhalter, in dem die Zigarre aufrecht steht wohl am besten wäre.

RLF – der heilige Gral

„Was hast du im Moment für eine RLF?“ – Eine meiner persönlichen Lieblings-Gegenfragen. Hinter den Buchstaben R, L und F steht der Ausdruck relative Luftfeuchtigkeit, die Experten, wissen das natürlich. Und die RLF ist so ziemlich für alles verantwortlich. Wenn man manchen Rauchern glauben darf, dann ist sie verantwortlich für Schiefbrand, Reife, Schimmel, der Blume (die natürlich für Schimmel gehalten wird), der Nachfärbung, den Kegelbrand, Grabenbrand, Grubenbrand und überhaupt sämtlichen Formen des unnatürlichen Brandverhaltens.

Hier nun, als seltener Gast, die bescheidene Wahrheit: Die Luftfeuchtigkeit im Humidor sollte zwischen 65% und 75% liegen. Ob es jetzt 68% oder 72% sind, ist zu vernachlässigen. Wichtig ist, dass die Luftfeuchtigkeit möglichst konstant ist, das gilt im übrigen auch für die Temperatur in der luftdichten Kiste.

Die einzig wahren Reviews – Oder: Warum Blogs so furchtbar sind

Eines würde den Menschen gut tun. Persönliche Meinung zu subjektiven Erfahrungen als das hin zu nehmen was sie sind: Subjektiv!

In letzter Zeit lese ich immer wieder, dass die diversen Blogger nur ein Stück pro Zigarre probieren und dann sofort ein Review schreiben. Viele meinen nun, dass das natürlich kein umfassendes Bild einer Zigarre wiedergibt. Da ist definitiv etwas Wahres dran. Allerdings ist das Problem nicht wirklich groß, denn eine Erfahrung ist und bleibt eine Erfahrung und wenn der Schreibende, das eben so erlebt, dann ist hier nichts Verwerfliches zu entdecken. Ich glaube nicht, dass einer meiner Blogger-Kollegen im WWW Anspruch auf die allgemeingültige Wahrheit erhebt (Ok, bei der Größe des Internets wird es wahrscheinlich doch einen geben) Geschmäcker sind verschieden, das ist auch gut so. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Zigarren, die für mich der Himmel auf Erden sind, für andere nach Pferdestall schmecken.

Neulich habe ich wieder gehört, dass man sofort die leichteste und die schwerste Zigarre aus der frisch geöffneten Kiste werfen soll, das Durchschnittsgewicht jeder Zigarre errechnen und am Besten gleich drei Zigarren auf einmal testen soll, wenn man ein „vernünftiges“ Review schreiben will. Da fehlen selbst mir die Worte. Naja, fast.
Es ist schon zutreffend, dass ich mir durch das Rauchen einiger Zigarren ein besseres Bild machen kann, aber alles andere ist nur ein unnötiges Brimborium. Denn wie gesagt, die einzige Wahrheit gibt es nicht!

Wenn ich ein Review über eine Zigarre schreibe, dann habe ich mindestens fünf Exemplare davon geraucht, manchmal aber auch eine ganze Kiste, jedoch möchte ich mit meinen Reviews eher die Schönheit, die im Genuss liegt den Menschen näher bringen.

Scheinbar haben einige Leute verlernt einfache Dinge anzunehmen. Ich für meinen Teil möchte mich weder aufspielen, noch wichtig machen. Ich bin nur ein Mensch der Zigarren liebt, nicht mehr, nicht weniger. Wenn Ihnen meine Blog-Einträge gefallen, dann freut mich das sehr. Wenn nicht, dann zwingt Sie niemand weiter zu lesen, doch ich hoffe dennoch, dass wir uns zumindest darin einig sind, dass Zigarren eine wunderbare Sache sind.
Für mich liegt die Freude der Zigarre in ihrer Schlichtheit. Man muss daraus keine Wissenschaft machen. Die Zigarre ist eigentlich nur auf der Welt um geraucht zu werden. Man muss nicht alles analysieren und in Tabellen ausdrücken. Eine Zigarre, ein Zündquelle und einen Cutter, mehr braucht es nicht um Genuss auf höchster Stufe zu erleben, alles andere ist optional.

In diesem Sinne: Happy Smoking!

 

 

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