Der erste Dezember steht vor der Türe. Was für manche eine besinnliche Zeit ist, wird von vielen als Last empfunden. Ich persönlich mag diese Zeit. Glücklicherweise beteiligt sich meine Familie schon seit meinen Kindertagen nicht am Stress. Wie wir das schaffen, kann ich bis heute nicht zur Gänze erklären.
Doch es gab eine Zeit, da hasste ich Weihnachten wie die Pest. Der Grund dafür ist rasch gefunden: Ich war im Handel tätig. Ein guter Freund von mir ist in einer Tabakfachhandlung tätig. Ihm gilt in diesen Tagen mein besonderes Mitleid.
Die Humidore und der Advent
Auch für die Zigarrenraucher ist das Ende des Jahres eine interessante Zeit. Die Importeure bringen bereits Ende November einiges an Novitäten auf den Markt und die unvermeidlichen Limitadas finden allmählich den Weg in die Regale und Stellagen. Zigarren sind auch immer noch ein beliebtes Geschenk. In der Weihnachtszeit tut sich wirklich viel in den Fachhandlungen. Vor allem ist Kreativität gefragt, wenn wieder Nichtraucher ihren Raucherfreunden etwas Gutes tun wollen.
Hier meine persönlichen Highlights der Kundenwünsche:
- „Was ist eigentlich eine gute Zigarre?“
- „Was ist die beste Zigarre?“
- „Was verschenke ich da am Besten?“
- „Welche ist die dickste und größte Zigarre“
- „Sind das echte kubanische Zigarren“
Selbstverständlich ist keine dieser Fragen böse gemeint. Es gibt genügend Gelegenheiten, bei denen ich mich mit Sicherheit auch nicht besonders glücklich auf der Kundenseite anstelle. Für Zigarrenraucher ist auch das beschenkt werden, oder sich beschenken lassen nicht immer einfach.
Einige Händler machen es ihren Stammkunden etwas leichter und nehmen Wunschlisten von Kunden entgegen. So können die lieben Verwandten und Freunde in das Geschäft des Vertrauens gehen und sich an die Wunschliste halten. Ich halte diese Lösung für wirklich hilfreich. In meiner Familie habe ich ein „Zigarrenverbot“ unter dem Weihnachtsbaum ausgesprochen, denn ich habe schon sehr amüsante Dinge erlebt, wie die Kiste Havannas aus dem Urlaub, die ein halbes Jahr lang auf dem Fensterbrett stand, oder die unvermeidlichen, hoch aromatisierten Zigarillos aus der Blechschachtel. Ich habe mich über jedes Geschenk gefreut, denn ich freue mich immer wenn man zu Weihnachten an mich denkt.
Lustigerweise gibt es auch immer wieder Menschen, die sich zwar bewusst sind, dass der von ihnen Beschenkte Zigarren raucht, jedoch wissen sie nicht was. Ein Freund von mir hört sehr oft Sätze wie diesen: „Mein Mann raucht seit 50 Jahren Zigarre, welche genau weiß ich nicht.“ Es tun sich mit unter Abgründe der Zwischenmenschlichkeit auf, allerdings nichts ungewöhnliches in der Weihnachtszeit. Wie der Handel generell, so wird auch der Tabakfachhandel nicht von „Weihnachtsverhalten“ verschont. Die Kunden verlieren die Fähigkeit zu grüßen, vergessen sich zu bedanken, oder um Etwas zu bitten, Sie fassen den Verkäufer an die Schulter, oder schreien ihn an. Wer aufmerksam ist, kann so ein Verhalten auch an sich selbst erkennen. Leider passiert es auch den Zigarrenrauchern.
Die Bestseller
Es ist nicht verwunderlich, dass die „klassischen“ kubanischen Marken wie Cohiba, Montecristo und Romeo y Julieta, zu den absoluten Topsellern im Advent gehören. Davidoff läuft auch mit Regelmäßigkeit über den Ladentisch. Neben den Zigarren ist natürlich das Zubehör sehr gefragt. Feuerzeuge, Cutter, Etuis und Aschenbecher sind hier gern gesehene Geschenke. Ich persönlich finde Zubehör zu verschenken wesentlich sinnvoller, als Zigarren. Ganz ehrlich, wer hat schon genug Zigarrenfeuerzeuge, oder Cutter? 😉
Der Advent ist oft eine stressige Zeit, doch er kann auch tatsächlich entspannt sein. Das geht am Besten, indem man sich dem Rummel – zumindest geistig – entzieht. In Wahrheit besteht kein Grund diese Zeit als hektisch zu empfinden. Ich glaube fest, dass unser Weihnachsstress eigentlich nichts anderes als Herdentrieb ist. Heute ist der erste Sonntag im Advent und bereits gestern durfte ich erleben, wie sich Menschen um einen Parkplatz stritten.
Gerade als Zigarren-Aficionado sollte man doch Gelassenheit besser einsetzen können, als der Rest der genussfremden Welt. Zumindest dachte ich das immer. Mir persönlich ist es gelungen nicht mit zu spielen. Ich kaufe meine Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie schon während des Jahres ein. Saisonal bedingte Einkäufe erledige ich mit genügend Zeitreserve und siehe da, ich habe in den letzten Jahren noch nie die Notwendigkeit gesehen, einen Verkäufer anzubrüllen, weil er mir nicht sagen konnte, welche Zigarren mein bester Freund raucht.
Ich werde auch in diesem Jahr die Adventsamstage am Abend in meinem Rauchsalon verbingen, während ich mir die Verkehrsnachrichten im Radio anhöre, mit einem Glas Whisky in der Hand und eine Zigarre im Aschenbecher. Ich freue mich auf die Feiertage und das köstliche Essen, und Spaziergänge durch den Wald. Ich freue mich auf heißen Obstsaft und Glühwein und tatsächlich wünsche ich jedem meiner Leser eine gelassene und besinnliche Zeit.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!
