Mein Verhältnis zum amerikanischen Zigarrenmarkt ist – na sagen wir mal – ambivalent. In den letzten Jahren hat sich sicherlich einiges zum guten gewendet, jedoch ist ein gewisser Grundtenor immer noch zu erkennen. Seit dem Bestehen des Handelsembargo gegen Kuba, hatten amerikanische Firmen es nicht immer leicht. Es war nicht mehr einfach an den richtigen Tabak zu kommen, oder es war schlichtweg unmöglich. Viele Firmen hatten riesige Vorräte an kubanischem Tabak gebunkert, die tatsächlich oft mehr als zehn Jahre vorhielten.
Warum war mein Verhältnis zu amerikanischen Firmen etwas vorbelastet? Ganz einfach, der amerikanische Zigarrenmarkt lässt sich mehrheitlich auf folgende Wörter festlegen: Größer, Länger, Stärker, Dicker!
Zugegeben, das ist natürlich übertrieben. Einige meiner Lieblingszigarren haben ihren Firmensitz in den USA, aber dennoch wurde in vielen Companies die mangelnde Qualität und Vielschichtigkeit einer Zigarre durch größere Formate und der Zugabe von stärkeren Tabaken die mangelnde Ausgewogenheit in der Mischung des Tabakes kaschiert.
Wie gesagt, hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan, es gibt natürlich immer noch Formate und Mischungen, die für einen Europäer wohl zum Davonlaufen sind.
Eine Marke tut sich aber mit „Augenzwinkern“, innovativen Designs und ganz und gar herrlichen Mischungen hervor. Die Rede ist von Alec Bradley
Zwei Kinder spenden einen Namen
Der in den 1960ern geborene Alec Rubin hat die Marke 1996 ins Leben gerufen, nachdem in den 90ern Hurricane Andrew durchs Land gezogen war und auch das Unternhemen seiner Eltern in Mitleidenschaft gezogen hatte. 1996 wurde die alte Firma dann verkuaft und der Erlös diente als Startkapital für seine Cigar Company, die Alec Rubin nach seinen beiden Söhnen benannte: Alec und Bradley
Mittlerweile sind de Söhne des Gründers beide im Unternhmen tätig. Auf der IPCPR 2017 (International Premium Cigar & Pipe Retailers Association) in Las Vegas, stellten Alec und Bradley, das erste Mal gemeinsam, die neue Serie an Zigarren vor.
Eine der Neuheiten ist eine neue Variante der Black Market. Auf Grund der Neuerung dachte ich mir es ist wieder an der Zeit eine Black Market, wie sie bei uns (Österreich) ja erhältlich ist, nochmals zu rauchen. Ich verbinde mit dem ersten Mal rauchen eigentlich nur Gutes. Die Black Market von Alec Bradley war immer eine der angenehmsten, „neuen“ Amerikanern für mich.
Black Market Robusto – Der Selbstversuch
Es ist ein Mittwoch Abend. Ich mache es mir mit einem Glas Rum, dem Aschenbecher und der Black Market vor dem Fernseher gemütlich. Es läuft ein hervorragender Film: Die Frau in Gold (vielleicht einen eigenen Blog-Eintrag wert)
Zu Anfang muss ich die Zigarre von ihrer übergroßen Banderole befreien, danach ziert lediglich eine schmale Bauchbinde die Black Market. Die Zigarre lässt sich leicht von ihrem Kopf befreien. Es folgt das Feuer-Ritual.
Schon beim Anzünden verströmt die Zigarre einen angenehm würzigen Duft. Sie kommt aus Honduras, das merke ich nicht. Was ich sonst aus diesem Land gewohnt bin riecht anders. Die ersten Züge fühlen sich sehr gut an. Dichter Rauch, viel Geschmack. Man merkt, dass die Dame definitiv kein Leichtgewicht ist.
Der Blend der Einlage aus Panama- und Hondurastabaken, der von einem Sumatra-Umblatt umschmeichelt wird, ergibt eine äußerst komplexe Mischung. Der Rum, den ich zur Zigarre genieße, unterstreicht die Würzigkeit, die sich schon auf dem ersten Drittel bemerkbar macht.
Mir gefällt die ölig-glänzende Patina des Nicaragua Deckblattes. Ich nähere mich dem Ende des ersten Drittels und ich bemerke eine leichte Süße, die mich an Momente in der Wiener Innenstadt erinnert, wenn man an einer Konditorei vorbeigeht. Kaffee, ganz eindeutig. Er schmeichelt sich um die Süße und verschwimmt mit den erdig-ledrigen Tönen. Ein Geschmack den ich definitiv mit einer Zigarrenlounge verbinde. Jetzt mischt sich eine leichte, aber sicher nicht unangenehme Schärfe darunter, das gewisse Extra.
Am Ende des zweiten Drittels erschmecke ich dunkle Schokolade und während im Fernseher die Wiener Innenstadt auftaucht, sinniere ich darüber, dass die Black Market wohl sehr gut zu Kaffee passen muss, wenn das Ambiente stimmt.
In mir steigt Wehmut auf, dass ich wohl diesen Winter das letzte Mal eine Zigarre zu meinem Kaffee in Wien genießen werde. Ich nehme einen Schluck vom Rum. Seine angenehme Süße und der Duft der Vanille steigt zu Kopf und betört. Dann schlägt die Rauchigkeit der Zigarre wieder zu und das letzte Drittel, das fulminante Finale beginnt. Ich spüre das Nikotin, das Raumaroma gewinnt an Herbe, doch der Geschmack bleibt. Ich schmecke Erde. Dunkle, fette, Erde, guter Boden. Boden auf dem Tabak wohl sprießen und gedeihen würde. Auf den letzten Zügen entfaltet die Zigarre ihre ganze Kraft. ein herrlicher Abschluss.
Das Glas ist leer, die Zigarre liegt am Boden des Aschenbechers und es steigen noch vereinzelte Rauchfähnchen auf. Der Film ist zu Ende und ich blicke den, durch den Raum schwebenden, Nebelschwaden nach, die langsam in die laue Abendluft entschwinden.
Die Black Market von Alec Bradley ist eine Zigarre, die weder kubanisch, karibisch oder amerikanisch anmutet. Sie ist einfach Raukultur. Ganz einfach. Eine absolute Empfehlung.