Für einen Autor bietet Partagás eigentlich alles. Eine steile Karriere, die Liebe zu einem Produkt, vollendeten Genuss, Historie und Mord.
Wer sich der Marke Partagás nähert, der wird schon in den ersten drei Zeilen, die er liest mit sehr vielem konfrontiert. In den wichtigsten Eckpunkten sind sich die meisten Autoren schnell einig. Gegründet wurde die Marke von Don Jaime Partagás Ravelo, der die Fabrik am heutigen Standort, 1845 gründete. Ab hier, kommt es darauf an welcher Geschichte man glauben möchte.
1967 wurde die Zigarre bei der Weltausstellung in Paris ausgezeichnet und Don Jaime Partagás Ravelo behauptete stets, die europäische Aristokratie und den arabischen Adel zu beliefern. Allein schon deshalb sei der Name seiner Fabrik, Real Fábricas de Tabaco Partagás, legitim. Königlich sind die Zigarren aus diesem Hause immer noch.
Feststeht, dass Don Jaime Partagás Ravelo, entweder 1864 oder 1868 angeschossen wurde und kurz darauf an den Folgen verstarb. Die Fabrik ging an seinen Sohn, der das Unternehmen weiter führte. Ab 1877 ist die Fabrik nicht mehr in Familienbesitz, sondern ging in die Hände eines Bankiers, der das Unternehmen zu einer Aktiengesellschaft umformte.
Ich könnte jetzt ewig über die Geschichte des Hauses und die Besitztümer schwadronieren. Ich könnte erzählen, was Don Jaime Partagás Ravelo für ein Genie im Umgang mit Tabak war. Er probierte ständig aus, arbeitete mit verschiedenen Fermentationsprozessen, nur um sein Produkt ständig zu verbessern. Das alles könnte ich jetzt detailliert berichten, mache ich aber nicht. Keine Sorge. Ach ja, angeblich war er der Erste, der in seiner Fabrik Vorleser engagierte, um die eintönige Arbeit etwas zu erleichtern und wenigstens für etwas Bildung unter seinen Angestellten zu sorgen. Sehen Sie, selbst wenn ich mich kurz halten will, klappt das nicht wirklich.
Meine erste Begegnung mit Partagás hatte ich durch ein Buch. Es war ein altes Foto in schwarz-weiß, darauf war die Fassade der Fabrik in Havanna zu sehen. Das Foto ist in einem Buch, dass ich sehr oft in die Hand nehme und es ist für mich unverzichtbar geworden. Wie in so vielen Büchern, wird von der Marke Partagás ein Format besonders empfohlen. Die Partagás D No.4 – Eine Robusto.
Die Robusto
Ich weiß, dass ist jetzt eigentlich ein riesiger Spoiler, aber für mich ist es mittlerweile nicht eine Robusto, sondern DIE Robusto.
Vor einiger Zeit – es ist mit Sicherheit schon einige Monate her – da war ich in Wien unterwegs und ich landete in einem Fachgeschäft, dass ich eigentlich nicht regelmäßig frequentiere. Wie üblich plauderte ich mit dem Besitzer und hörte mir an, was es im Bezirk so Neues gab. Als wir ins Gespräch vertieft waren, verschwand der Besitzer kurz in seinem Humidor und kam dann mit zwei wunderschönen Exemplaren zurück. Es waren die bereits erwähnten No.4 aus der Serie D, Boxing Date 2013. Ich werde nicht müde zu erwähnen, dass kubanischen Zigarren eine gewisse Reifezeit äußerst gut tut. Diese Dame ist da keine Ausnahme.
Egal, wo man nachliest, diese Zigarre wird überall als kräftig, mittelstark und würzig beschrieben. Doch ich bin ehrlich gesagt anderer Meinung, ich empfinde den Genuss einer D No.4 von Partagás eher als mild. Man möge mich Lügen strafen, aber ich bin noch keiner Zigarre begegnet, wo ich der Fachliteratur ernsthaft widersprechen wollte. Wenn diese Dame ein paar Jahre auf dem Buckel hat, dann ist sie weder pfeffrig noch besonders erdig, im Gegenteil sie zeigt Ihre Süße und vor allem eine unglaubliche Cremigkeit. Besonders die Ladies aus 2013.
Ein Online-Zigarrenversand empfiehlt diese Zigarre nur nach einem reichhaltigen Essen und in Begleitung eines kräftigen Rums. Ich weiß nicht. Ich habe ehrlich gesagt kein Problem, eine Partagás D No.4 nach dem Frühstück zu einer Tasse Tee oder Kaffee zu genießen, während ich die Zeitung lese. Die Kaffee- und Kakao-Noten eigenen sich nämlich vorzüglich zur Begleitung von Heißgetränken. Zugegeben, Whisky und Rum sind eigentlich immer gute Begleiter zur Zigarre, jedoch kann es niemals schaden, sein Geschmacks-Portfolio zu erweitern.
Der Robusto-Genuss
Für mich ist besonders diese Zigarre eine herrliche Begleitung zu jeder Tageszeit und wenn das Alter passt, ist es
jedes Mal ein Hochgenuss. Diese Zigarre verkörpert einiges, von dem ich oft denke, dass es anderen Zigarren gut tun würde. Sie ist für mich blankes Understatement und elegante Schlichtheit, was die noble Banderole herrlich unterstreicht. Hier wird weder geprotzt noch angegeben, Paratagás muss nicht extra darauf hinweisen, zur Elite zu gehören. Man lässt die Zigarren für sich sprechen, besonders die Banderolen der Serie D verkörpern das in Perfektion.
Ich habe heute wieder einige Exemplare aus 2013 ergattert und während ich dies Zeilen schreibe, wartet eine dieser Köstlichkeiten bereits auf mich. Sie liegt am Rand meines Aschenbechers und blickt mich von dort an. Ich werde mir anschließend Glenn Gould und seine Goldberg Variationen auflegen, die Aufnahme aus 1956, ich mache mir einen Tee und während draußen, vor dem Fenster, der Wind die Blätter gegen die Scheiben treibt, genieße ich den Geschmack von Trockenfrüchten und Kaffee, gebannt in dichtem Rauch, umarmt von cremiger Süße. Das Leder und die Nussigkeit geben einen herrlichen Raumduft ab, ich weiß es genau. Ich weiß es, noch bevor die Zigarre vor sich hin glimmt. Denn diese Robusto ist mittlerweile zutiefst vertraut und obwohl sie mir so vertraut ist, entdecke ich jedes Mal Etwas neues, dass mich träumen lässt. Verzeihen sie mir also, wenn ich sage: „Es ist für mich der Inbegriff der Robusto!“
In diesem Sinne: Happy Smoking!