125 Jahre – Das Jubiläum der Elite

Gurkha Zigarrenbanderole

Ich bin dankbar dafür, dass ich zu Beginn des Jahres 2017 ein Vorurteil über Bord geworfen habe, das hat meinen Horizont erweitert. Über die Marke Gurkha habe ich an anderer Stelle schon mal berichtet. Wer sich diesen Beitrag noch mal zu Gemüte führen will, der klickt hier.

Das 125-jährige Jubiläum bezieht sich auf den Höhepunkt der britischen Besatzung in Indien und den Höhepunkt der dortigen Gurkhatradition im Jahr 1887. Ob sich das mit tatsächlichen Ereignissen untermauern lässt, oder ob es sich nur um eine Maßnahme zur Vermarktung handelt sei dahingestellt. Es handelt sich um eine Linie der Marke Gurkha die erwähnenswert ist. Sie hat Charakter und ein Geschmacksprofil, das unverwechselbar ist. Unter dem immer größer werdenden Angebot wird es immer schwieriger wirklich unverwechselbare Zigarren zu finden. Die Gurkha 125th Anniversary ist so eine Zigarre.

Eine Zigarre für Revolutionäre, Widerstandskämpfer und Genießer

Egal, ob man den Geschmack der Zigarren mag, die Marke Gurkha hat eines der einzigartigsten Artworks auf dem Markt. Der Gurkha-Kämpfer mit seinem Krummdolch, dem die Haare ins Gesicht hängen, mit seinem entschlossenen und – wie mir scheint – leicht benebeltem Blick, prägt sich schnell ein. Die Banderole ist für mich wirklich gelungen, denn sie spricht wirklich an.

Für mich steht Gurkha immer für Würze. Egal, ob es sich um die Süße, oder die Schärfe handelt. Ich bin kein Mensch der allzu viel auf die Texte und Geschmacksprofile der Händler oder hier im Netz gibt, eines kann ich aber an der Stelle schon mal deutlich sagen: bei dieser Zigarre muss ich dem Händlertext deutlich widersprechen.

Zigarre und Kaffee – wie so oft

Zigarre im Aschenbecher neben Kaffe und Wasserglas

Ein Flat-White zur Gurkha. Auch hier eine gute Kombination

Wer mich durch meine Reviews und Texte schon ein bisschen kennt, der weiß, dass ich gerne Kaffee zu Zigarren und Zigarren zu Kaffee genieße. Die meisten meiner Fotos sowohl auf Facebook , als auch hier im Blog, entstehen im Speciality-Coffee-Shop oder im Kaffeehaus. Ich bin Österreicher. Diese Tatsache lässt sich nicht verbergen. Im Österreicher ist der Kaffee immanent, wie das so schön heißt.

Das erste, das mir auffällt, ist das typische, ölige Glänzen, die Patina der Zigarre. Herrlich. Schon beim „Köpfen“ höre ich dieses ölige Schmatzen, das typisch ist bei einer Zigarre, die aus reifem Tabak besteht. In Zeiten in denen oft zu junge Zigarren den Weg in den Handel finden, tut es immer wieder gut, eine Zigarre zu rauchen deren Reifezeit gut ausgewogen ist, um das Maximum an Genuss zu bekommen.

Ich habe mich für eine klassische Form – den Torpedo – entschieden. Ich muss gestehen, dass ich ein Faible für Torpedos und Perfectos habe. Bei beiden Formaten habe ich immer das Gefühl, dass diese besonders gut zu mir passen. Seltsamerweise glaube ich das auch von Lanceros – aber das ist eine andere Geschichte.

Würze, Schärfe und Würze

Der Flammenritus ist schnell erledigt. Die Zigarre nimmt schnell Feuer und den ersten Zügen steht nichts mehr im Weg. In diversen Händlertexten hatte ich zuvor von der Süße dieser Zigarre gelesen, doch jetzt schmecke ich davon nichts. Im Gegenteil es offenbart sich mir bereits auf den ersten Zügen eine herrliche Schärfe. Ich werde oft falsch verstanden, wenn es um Schärfe geht. Was ich damit meine, ist die Schärfe, die der Cremigkeit und oft auch der Süße die Hand gibt und Geschmack erst besonders hervor hebt. Es ist die Chilischärfe, die sich in heißer Schokolade oder Kakao besonders gut macht, die Schärfe, die einer herrlich-süßen Rotweinreduktion erst den nötigen „Pfiff“ verleiht.

Diese Schärfe entdecke ich bereits auf den ersten Zügen, weshalb ich auch meine Kaffee-Bestellung sofort ändere. Anstatt des Espresso, bestelle ich einen Flat-White, denn ich bin mir sicher, dass die Milch jetzt besonders gut passt. Wie angenommen werde ich nicht enttäuscht.

Das ölige Deckblatt stammt aus Brasilien, ist aber eine Hybridzüchtung aus kubanischen Samen. Genau wie das Umblatt, nur das dieses in Ecuador gewachsen ist. Die Einlage stammt aus Nicaragua, Brasilien und der dominikanischen Republik. Es ist also eine wirklich interessante Mischung. Eben eine Melange – womit wir wieder beim Kaffee wären.

Die Zigarre ist würzig, recht kräftig und gegen Ende des ersten Drittels, erkenne ich leichte Anklänge von Vanille und Zimt. Ein dezenter Geschmack von Holz, ähnlich der eines Eichenfasses, das im Rotwein dafür sorgt, dass die Tannine den Gaumen kitzeln. am Anfang des zweiten Drittels gesellt sich noch Nuss zur Würze. Dieses Geschmacksbild wird stets von der zu Anfangs erschmeckten Würze begleitet, unterstützt und manchmal sogar empor gehoben. Hin und wieder schmecke ich sehr deutlich Chili. Diese Würze ist einfach herrlich.

Zigarrenasche

Die Asche hält sich lange…

Der Zugwiderstand ist genau so, wie er sein soll. Der Rauch ist dicht, doch im Vergleich zur Gurkha Ghost ist das alles harmlos. Die Asche ist fein strukturiert und hält sich lange auf der Zigarre bis sie sanft in den Aschenbecher fällt.

Der Tag ist warm, die Menschen schlendern durch die Stadt. Ich bin froh, dass ich unter einer Markise sitze und dass neben meinem Kaffee ein Glas Wasser mit Eiswürfeln steht, an dem das Kondenswasser in winzigen Tröpfen hinunter perlt. Die Luft bewegt sich und die Schwüle, die am Morgen noch in der Stadt stand, entschwindet, während ich mich dem letzten Drittel der Zigarre nähere. Ich entferne die Banderole, denn die Zigarre lässt sich problemlos und ohne Zungenbiss noch weiter rauchen. Jetzt legt die Würze noch mehr zu und allmählich mischen sich Bitterstoffe in den Rauch, die allerdings nicht störend wirken und der Schärfe entgegen treten. Auf den letzten Zügen schmecke ich auch noch  Bitterschokolade, doch das kann auch Einbildung sein.

Wie ich die Zigarre in den Aschenbecher lege, bemerke ich leichten Hunger. Die Zigarre war kräftig, nicht nur im Geschmack, sondern auch im Nikotingehalt, sonst würde ich sicher nicht solchen Hunger haben. Ich freue mich auf meinen Kühlschrank und das Roastbeef, das dort auf mich wartet. Es wird sich auch Rotwein finden, der das Mahl abrunden wird. Als ich meinen Tisch mit der leeren Tasse und den Aschenbecher, mit der zerfallenen Asche zurücklasse, träume ich von einer Hängematte an einem Strand und der nächsten Zigarre, doch vorerst freue ich mich auf mein Wohnzimmer und die Terrasse, im Schatten der Bäume wo ich den Tag Revue passieren lasse.

Zigarre im Schenbecher

Zerfallene Asche und die wunderschöne Banderole

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