Es ist in der heutigen Zeit eine wunderbare Sache, wenn den Menschen weder die Fantasie noch der Humor abhanden kommt. Besonders schön ist es, wenn beide dieser Eigenschaften letzten Endes in einer herrlichen Zigarre zum Ausdruck kommen. Am 1. April 2008 wurde in der Schweiz eine Zigarrenlinie aus der Taufe gehoben die mich aromatisch vom ersten Moment an ansprachen und deren Artwork mich vom ersten Tag an begeisterten.
Diese Zigarren sind eng mit dem Leben Gilbert de Montsalvat verbunden. Wer diese illustre Persönlichkeit ist, war oder niemals war, werde ich in einem meiner zukünftigen Beiträge erörtern.
Gilbert de Montsalvat
Zigarren der Marke Gilbert de Montsalvat begleiten mich schon eine Weile. Schon das Design der ersten Kisten, die in den Handel kamen, war einzigartig. Auch wenn einige Kunden mit dem Farbton zwischen Pink und Violett doch so ihre Probleme hatten, ist es eine dieser Kisten, die bei mir einen fixen Platz im Regal hat, genauso wie die Zigarren von Gilbert de Montsalvat einen fixen Platz in meinem Humidor haben.
Jetzt, 10 Jahre nach dem Marken-Launch brachte Raymondo Bernasconi – das Tabak-Genie hinter der Marke – eine limitierte Sonderedition auf den Markt. Ich durfte schon relativ früh einen Blick auf diese Produkt werfen und auch hier war ich sofort angetan. Allein die wunderschönen 10er-Kisten, die so schlicht und elegant wirken, ohne dabei Gefahr zu laufen altmodisch zu wirken, sind einfach ein Genuss für das Auge.
10 Years Anniversary – der Selbstversuch
Nach den ersten warmen Sommertagen regnet es wieder. Für mich gibt es nichts Schöneres als an einem Regentag draußen auf der Terrasse zu sitzen und den Tropfen zu lauschen, wie sie auf das Blätterdach prasseln. Ich habe mir eine Kanne Tee aufgesetzt und der wunderbaren Kiste eine Zigarre entnommen. Das Deckblatt aus Ecuador ist dunkel und fühlt sich beim Darüberstreichen ölig und seidig an, das Brandende ist ebenfalls damit verschlossen. Auf diesen Genuss habe ich mich sehr lange gefreut. Die Einlage stammt aus der dominikanischen Republik, das Umblatt aus Nicaragua.
Ich greife zu meinem Cutter, das Großformat passt genau in die Öffnung. Ich ziehe an der Zigarre und für den Bruchteil einer Sekunde denke ich, dass die Zigarre nicht zieht, was natürlich nur am Deckblatt des Fußes liegt. Mein Feuerzeug ändert das aber sehr zügig und nun zieht die Lady perfekt. Der Rauch ist von den ersten Zügen an sehr dicht und streichelt bereits jetzt den Gaumen mit seiner Aromenvielfalt. Die Zigarre hat eine sehr feine Würze, etwas Pfeffer und zu Anfang bereits eine ganz leichte Süße.
Es regnet nicht mehr, nein, es schüttet. Ich greife zu meiner Teekanne und gönne mir eine große Tasse. Selbstverständlich mit Milch. Splendid!
Es ist zwar nicht sonderlich kalt, dennoch koste ich die Wärme aus und während ich noch den Tee probiere, genieße ich den Duft den diese herrliche Zigarre verströmt. Ich greife wieder zur Zigarre und es kommt mir beinahe so vor, dass sie jetzt noch besser zieht. Der Abbrand ist jetzt perfekt, nur ein gerader schwarzer Strich trennt die Asche von der Zigarre. Die Würze wird jetzt von deutlichen Röstaromen unterstrichen die mich an geröstete Nüsse erinnert. Eine herrliche Kombination zu meinem Assam in der Tasse.
Am Beginn des zweiten Drittels wird mein Gaumen von Kakao umspielt und ich meine auch Trockenfrüchte zu schmecken. Der Regen prasselt mit entspannender Monotonie auf die Welt herab, wäscht den Stress von den Straßen und lässt die Welt zu Atem kommen. Ich schätze diese Stille, die nur Regen bringen kann. Ich lege die Zigarre für ein paar Minuten in den Aschenbecher. Der Geruch der nassen Frühlingswiese ist ebenfalls wahrer Genuss für mich. Selbst nach der kurzen Pause muss ich nicht nachzünden. Der Rauch kommt genauso dicht wie zuvor.
Großes Finale
Im letzten Drittel gesellt sich zu der immer noch leichten Süße der Geschmack von Bittermandel und dunkler Schokolade. Es ist der vertraute Geschmack des Abschieds, den nur wenige Zigarren in solch einer fulminanten Weise darbieten. Während ich noch rauche, denke ich an mein erstes Treffen mit Raymondo, der wie immer seinen Panama-Hut trug. Er erzählte mir, dass diese Zigarre von allen Gilbert de Montsalvat Produkten am meisten seinem Geschmack entspräche. Nachdem ich Raymondo etwas kennenlernen durfte, kann ich sagen, dass diese Zigarre auch ihm selbst sehr ähnlich ist. Sie ist elegant und schlicht, vorerst zurückhaltend und ruhig. Doch wenn man die nötige Geduld aufbringt, entdeckt man einen einzigartigen Charakter, mit dem man zu später Stunde über Gott und die Welt sprechen kann.
Ich schließe die Augen und höre dem Regen zu, während ich langsam den Rauch zwischen den Tropfen auf ein Reise schicke. Ein letztes mal bäumt sich das wundervolle Aroma auf. Ich war zwar nie im Salonwagen des Orientexpress, doch in bin mir sicher, dass dort genau dieses Aroma in der Luft lag, dass so sehr Lust auf das Entdecken wie auf das Genießen macht.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!