Rauchkultur statt Rauchverbot

Zigarrenbanderolen in einer Kiste

In einem Hotel, das ich regelmäßig frequentiere, ist es soweit. Die Hotelbar – der Grund für meine häufigen Besuche- wurde zur Nichtraucherzone erklärt. Im hinteren Bereich der Bar, wo der Humidor seinen Platz an der Wand hat und einst Treffen diverser Zigarrenclubs stattfanden, drängen sich jetzt die Raucher um einige Tische. Aber der Reihe nach…

Ein Denkanstoß

Vor einiger Zeit erreichte mich ein wirklich nettes Mail. Ich wurde gefragt, wie man sich seinen Kinder gegenüber verhalten soll, wenn es zum Thema rauchen kommt. Konkret ging es darum zu vermeiden, dass das Kind, weil die Eltern hin und wieder Zigarre rauchen, vielleicht doch zur Zigarette greift.

Zwei Tage lang habe ich dieses Mail immer wieder gelesen und mich versucht an meine Kindheit zu erinnern. Einer meiner Großväter war ein starker Raucher und hat am Tag bis zu vier Schachteln „vernichtet“. Es ist wohl keine Überraschung, dass sein Leben im Alter von 65 Jahren dem Lungenkrebs erlag. Ich habe relativ wenige Erinnerungen an ihn. Jene, die ich habe sind in Rauch gehüllt, auch die Besuche im Krankenhaus und auf der Reha.

Meine Großmutter war Nichtraucherin. Sie hat ihren im Haus qualmenden Mann ertragen. Ihre Kinder wurden allesamt Raucher. Alle Kinder haben wieder aufgehört. Meine Mutter mit 30, einer meiner Onkel mit 45 und mein anderer Onkel mit 68 durch seinen Tod.

Der Umgang mit dem Thema

Auch meine anderen Großeltern haben geraucht. Es waren die Jahre des Krieges, die sie dazu brachten. Mein Vater hat Pfeife geraucht. Warum ich das alles erzähle, ist recht schnell erklärt. Mir wurden durch beide Familienteile sowohl die Schattenseiten, als auch die Seiten des Genusses vor Augen geführt. Für mich war als Kind Rauchen nie etwas Verbotenes, oder Furchtbares. Ich wusste von klein auf, dass Rauchen wohl nicht sonderlich gut für die Gesundheit ist. Der Tod meines Großvaters schwebte immer unsichtbar über mir. Ich kam aber auch nicht umhin, die Schönheit darin zu sehen.

Mein Vater, der am Schreibtisch sitzt vor seiner Schreibmaschine, der wohlriechende Wolken selbstvergessen in Richtung Zimmerdecke ausstößt und vor sich hin grübelt, ist ein Bild, das ich nie vergessen werde.

Von meinem Vater stammt auch eines meiner Lieblingszitate zum Thema Nichtraucherschutz: „Wir dürfen unseren Kindern die Dinge nicht verbieten. Wir sollten anstatt Ihnen die Schattenseiten vor Augen zu führen, lehren was Genuss ist, was Rauchkultur bedeutet.“

Tradition und Identität

Besonders Österreich hat eine lange Tradition in Sachen Tabakgenuss, durch die Größe der Donaumonarchie kamen wir recht früh mit Tabak in Kontakt und in Wien findet man immer noch Schilder auf denen k.u.k. Hoflieferant über einem Tabakfachgeschäft steht. Unsere Monarchen haben geraucht, unsere Künstler, unsere Wissenschaftler, unsere Politiker (unser aktueller Bundespräsident tut dies immer noch) und auch unsere Kaffeehäuser. Zugegeben letztere waren dadurch nicht immer schmackhaft 😉

Ich finde es schade, wenn wir all das vergessen und versuchen aus unserer Geschichte zu tilgen. Besonders schlimm finde ich, wenn Menschen die in der Öffentlichkeit stehen sich nicht mit Zigarre oder Pfeife fotografieren lassen wollen, weil sie um Ihr Image bemüht sind. Ich finde, man würde an Glaubwürdigkeit gewinnen, würde man dazu stehen.

Eine einfache Regel

Ich möchte noch ein weiteres Zitat von meinem Vater zum Besten geben. Ich verwende es in letzter Zeit immer öfter: „Es ist ok, wenn du rauchst. Nur, wenn du rauchst, tu es mit Genuss und Stil. Ein schönes Feuerzeug, ein Zigarettenetui und rauche nie im Gehen, oder auf die Schnelle. Dann ist auch die Zigarette in Ordnung. Pfeife und Zigarren sind jedoch der höchste Tabakgenuss, aber am Besten ist es, wenn du gar nicht rauchst.“

Rauchen mit Stil und Genuss, das waren zwei Punkte, die mir dabei halfen weniger auf die Zigaretten zu setzen, als auf die Zigarre. Zugegeben hin und wieder kann ich mir eine Zigarette nicht verkneifen, aber sie kommt nie an den Genuss und die Zelebrierung des Moments einer Zigarre ran.

So macht man es nicht

Ich habe kein Problem, wenn ein Lokal, oder ein Hotel zur Nichtraucherzone wird. Ich finde es bleibt den Betreibern überlassen. Raucher müssen es schließlich nicht frequentieren. Jedoch, was in dem zu Anfang erwähnten Hotel passiert ist, ist genau der Umgang, den man sich eigentlich nicht wünscht. Die Bar, die einst als entspannter Treffpunkt für Genießer galt, wurde mit einem Raucherbereich versehen. Wo früher vier Tische gemütlich standen, stehen jetzt sechs. Die Belüftung wurde nicht erweitert, der Bereich aber geschlossen. Zusätzlich wurden drei Stehtische hinzugefügt. Das heißt, anstatt den Genuss zu fördern, eine reine Zigarrenlounge zu etablieren, wurde der Bereich zum Zigarettenbereich umfunktioniert.

Die Luft kann man ab drei Personen förmlich schneiden, die Augen brennen und die Klamotten stinken wie ein Aschenbecher. Die Ironie an der Sache ist, das dieses Hotel nach wie vor Zigarren verkauft, der Humidor wurde ja bereits erwähnt. Man kann Zigarren also kaufen, nur rauchen ist irgendwie schwierig, weil die Gelegenheit zum Genuss wurde in eine Schutzzone für die Sucht umgewandelt. Genau so funktioniert es eben nicht!

Es sollte eben  keine Stehtische für eine schnelle Zigarette geben, sondern gemütliche Sofas, eine ausreichende Belüftung und die Möglichkeit zur Entschleunigung und ich bin mir sicher, dann gibt es auch gesundheitlich weniger Probleme.

In diesem Sinne: Happy Smoking!!!

4 Comments

  • Antworten Januar 28, 2019

    Viktor

    Hallo Klaus,

    Danke für deinen Artikel

    Hier in Deutschland (NRW) sind die Regelungen in der Gastronomie bzgl. Rauchen streng. Besonders in unserem ländlichen Gebiet finde ich keinen schönen Ort, an dem man in einem Gebäude rauchen kann. Ich genieße es in der Natur alleine zu rauchen, aber in einer gemütlichen ruhigen Bar beim Rauchen zufällige Gesprächspartner zu entdecken oder einfach die Atmosphäre genießen – die Möglichkeit zu haben fehlt mir.

    Wer weiß was die kommenden Jahre an Veränderungen bringen. Ich habe letztens gelesen, dass es 2018 in Deutschland leicht zunehmende Zigarrenverkäufe gab. Vielleicht entdeckt man mancherorts die Kultur wieder.

    • Antworten Januar 29, 2019

      Klaus Hruby

      Lieber Viktor,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Bis vor Kurzem waren wir in ÖSterreich Rauchern gegenüber noch sehr tolerant.
      Nun hält die Verschärfung auch bei uns Einzug.

  • Antworten Januar 31, 2019

    DECiNERGY

    ☺️ TOP²! ✌

  • Antworten Februar 3, 2019

    Mario

    Das mit der „schnellen Zigarette“ musste ich im Dezember 2018 leider auch kennenlernen.
    Tatort: Clouds Zürich im Prime Tower. Nobles Restaurant im 35. Stock, dementsprechend die Preise. Auf der Webseite wird eine „Smokers Lounge“ angepriesen. Perfektes Werbevideo, bildschirmfüllend, Zigarre, Rauch, Zeitlupeneffekt, Nahaufnahmen von edlem Anzünder und Cutter, Cognac-Glas schwenkender Gentleman.

    Vor Ort: Freitagabend, die Smokers Lounge entpuppt sich als Raucher-Räumchen für die gleich daneben befindlichen, rauchfreien Clouds Bar. Stehtischchen für den schnellen Nikotinnachschub, Technogebimsel, Whiskycola-Gläser, Zigarettenautomat. Nach 4-5 Zügen: Abbruch.

    Ich warte bis es wieder wärmer wird und ich auf dem Sitzplatz im Gärtchen in meinem alten Ledersessel genüsslich vor mich hinpaffen kann.

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