Der Frühling ist da. Die Vögel zwitschern das Gras wird wieder grün und auf den Balkonen, den Terrassen und in den Gärten kann wieder entspannt dem Genuss gefrönt werden. Neben dem Spätsommer ist mir der Frühling die liebste Jahreszeit. In meinem Stamm-Coffeeshop stehen auch wieder die Tische vor der Ladenfront und ich kann meinen frisch gebrühten Kaffee wieder mit einer Zigarre genießen.
In letzter Zeit hadere ich etwas mit meiner Leidenschaft. Viele Kollegen aus der Branche kennen das Gefühl, dass man schon alles probiert hat und es eigentlich nichts mehr zu entdecken gibt. Das ist natürlich Blödsinn, aber tatsächlich wird – ähnlich wie bei Humidoren – das Zigarrensortiment immer kleiner.
Wenn man beginnt Zigarre zu rauchen, hat man das Gefühl es gibt endlos viel zu erkunden und überall warten „versunkene Schätze“ darauf geborgen zu werden. Irgendwann läuft man Gefahr, dass man sich auf Raritäten-Jagd begibt. Prinzipiell kein Problem nur – und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – schrumpft dabei das Kapital beträchtlich.
In Österreich ist die Auswahl bei weitem nicht so groß wie bei unseren Nachbarn in Deutschland, oder in der Schweiz.
Wie findet man also neue Inspiration? Ich für meinen Teil habe mir ganz einfach Zigarren ausgesucht, die ich – warum auch immer – bis dato nicht probieren wollte. Oft gibt es dafür keinen besonderen Grund. Mal sagt mir die Banderole, oder die Kiste nicht zu, ein anderes Mal entspricht das Deckblatt nicht meinem aktuellen Rauch-Verlangen.
Doch als ich neulich bei einem Händler meines Vertrauens war, entdeckte ich wieder eine Marke, die ich schon so oft auf meinen Merkzettel geschrieben habe, aber dann nur selten geraucht habe.
Buena Vista – Araperique
Viele meiner Freunde haben mir von Buena Vista vorgeschwärmt, jedoch wirklich mit Plan und Ziel habe ich noch keine geraucht und so dachte ich mir, dass ich das schleunigst ändern muss. Buena Vista wird von Arnold André produziert. Ursprünglich von deren Partner La Aurora hergestellt, wird sie nun in der eigenen Tabacalera gefertigt.
Besonders interessant ist der Einlage-Tabak. Dieser brasilianische Arapriaca wird mit einem Verfahren aus der Pfeifentabak-Herstellung erzeugt. Er wird befeuchtet und fermentiert unter starkem Druck in Holzfässern. Bei Pfeifentabak ist das der – bei Kennern sehr geschätzte – Perique. Daraus entstand die neue Schöpfung der Araperique.
Verfeinert wird das Ganze durch indonesisches Umblatt und einem Connecticut Deckblatt aus Ecuador.
Buena Vista Araperique Robusto – Der Selbstversuch
Ich lasse mich auf einem Tisch vor meinem Lieblingskaffeehaus nieder. Mist! Ich hab meine Kamera vergessen! Egal, ich ordere einen Espresso, einen von der fruchtigen Sorte. Es ist Frühling und die Sonne lacht mir wieder entgegen, da passt die Frucht in der Tasse ganz gut. Ich zücke meinen Notizblock und befreie die Zigarre aus dem Cellophan.
Der Cut ist schnell passiert und eine sauber abgetrennte Kappe landet im Aschenbecher. Das Flammenopfer ist schnell dargebracht. Jetzt nur nicht zu freudig gezogen. Ich hege nicht den Wunsch nach einer extremen Bitterkeit durch das Deckblatt. Connecticut wird schnell bitter, wenn man zu heftig und schnell dran zieht. Dieser Tabak verlangt nach der Gemächlichkeit des Connaisseurs.
Die ersten Züge sind erstaunlich mild, auch wenn die Zigarre sicherlich mehr Stärke in sich trägt, allein schon auf Grund der Einlage. Ich habe Glück und die Zigarre passt hervorragend zur Fruchtigkeit des Kaffees. Die leicht bittere Note des Deckblatts stört keineswegs. Begleitet wird die Frucht im Rauch durch eine ganz dezente Süße und gegen Ende des ersten Drittels stellt sich eine nussig-pfeffrige Note ein, die ich tatsächlich von Perique aus der Pfeife kenne, ein herrlicher Geschmack und ein Kitzeln am Gaumen, das ich sehr schätze.
Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher und nehme mir etwas Zeit das Aroma im Nachklang zu genießen. Angenehm, sehr angenehm. Mittlerweile sitze ich im Schatten. Die Sonne ist gewandert. In der Fußgängerzone herrscht ein reges Treiben. Ich bestelle einen zweiten Espresso, diesmal einer von der schokoladigen Sorte.
In der Mitte des zweiten Drittels legt die Dame deutlich an Kraft zu, was mich nicht stört. Im Gegenteil ich schätze einen gefestigten Charakter. Der Rauch wird dichter und in ihm schwingt eine leichte Würze, möglicherweise auch eine Zimtnote. Eine herrliche Kombination zum Kaffee.
Im letzten Drittel dominiert die Würze mit einer ordentlicher Prise schwarzen Pfeffers begleitet von Bitterschokolade.
Gemeinsam mit dem letzten Schluck Kaffee aus meiner Tasse verglimmt der finale Akt im Aschenbecher. Ich liebe den Frühling, wenn die Welt scheinbar erwacht und in der Luft noch Kühle schwingt. Es ist eine Stimmung des Aufbruchs und die Freude auf alles, was das Jahr noch bringen wird. Während ich den Menschen nachblicke wird mir klar, dass es für mich noch reichlich zu entdecken gibt und genügend Freude, die in den Humidoren dieser Welt noch auf mich wartet.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!