Das erste Mal begegnete ich Winston Churchill im Arbeitszimmer meines Vaters. Selbstverständlich war Winston nicht persönlich anwesend, sondern nur in Form eines Fotos am Schreibtisch. Von Anfang an fragte ich mich, wer der bullige, ältere Herr war, der mir mit leicht grimmigem Blick, vom Arbeitsplatz meines Vater entgegen blickte. Als ich erfuhr, wer dieser Mann war, war mir als Kind noch unverständlicher, warum mein Vater sein Bild besaß, denn es stand zwischen den Bildern der Familie, zu der Sir Winston definitiv nicht gehörte. Als ich älter wurde, begriff ich allmählich, dass mein Vater einfach anglophil veranlagt war und von jeher Dinge mochte, die mit Großbritannien verbunden waren. Und was ist britischer als Winston Churchill?
Churchill und die Zigarre
Churchill war, beziehungsweise ist ein berühmter Mann und einer der berühmtesten Raucher aller Zeiten. Schließlich wurde nach Ihm eine Vitola benannt, dass ist der größte Ruhm, der einem Zigarrenraucher widerfahren kann. Dagegen ist die Zigarrenlinie von Arturo Fuente, die nach Ernest Hemingway benannt wurde, wirklich ein Klacks. Allerdings haben beide den Literaturnobelpreis erhalten und zwar direkt nach einander. Churchill 1953 und Hemingway 1954, aber lassen wir das.
Am 18. Jänner kommt in den deutschsprachigen Kinos der Film „Die dunkelste Stunde“ in die Kinos. Ein weiterer Film der sich einem Teil von Churchills Leben widmet. Als ich die ersten Trailer sah, war ich besonders gespannt auf diesen Film und bin es noch. Vor allem freue ich mich auf die Darstellung von Gary Oldman als Sir Winston Churchill. In den letzten Tage und Wochen habe ich mein Churchill-Wissen wieder etwas aufgefrischt. Für mich war Churchill in erster Linie Zeitzeuge. Wer in Österreich aufwächst, der wird in der Schule selbstverständlich sehr umfangreich über die beiden großen Weltkriege aufgeklärt, aber natürlich aus österreichischer Sicht. Besonders wenn es um den zweiten Weltkrieg geht, wird das Geschehene mit Blickpunkt auf die Mittäterschaft von Österreich unterrichtet, was vollkommen richtig ist, doch tut es gut, wenn man immer wieder andere Sichtweisen der gleichen Fakten und Ereignisse bekommt. Die amerikanische Sichtweise ist eine relativ simple, daher für Menschen wie mich eher uninteressant. Die amerikanischen Werke der Historie verwenden oft den Duktus des gewonnenen Krieges, jedoch bin ich der Meinung, dass im Krieg niemand gewinnt, eine Seite verliert nur langsamer. Die Sichtweise von britischer Seite ist deshalb so interessant, weil die Briten selbst herbe Verluste davongetragen haben, teilweise auch durch Sir Winston persönlich verursacht. Die Briten mussten mit den Konsequenzen ihres Flächenbombardements leben und damit, dass sie Hitler zu lange gewähren ließen, durch das was später als Apeacement-Politik berühmt wurde.
Nun ist es das Glück des Literaturliebenden, dass Winston Churchill neben seinen Eigenschaften als Staatsmann auch hervorragender Schriftsteller war. Seine Zusammenfassung, der zwölfbändigen Memoiren des zweiten Weltkriegs, ist ein literarisches Meisterwerk, auch wenn sich Sir Winston auf der einen oder anderen Seite ruhmreicher darstellt, als er es eigentlich war. Aufgrund der hervorragenden Art zu schreiben und der Formulierungen, kann man aber darüber hinwegsehen.
Der Raucher Winston Churchill
Zwischen 1895 und 1901 nahm Churchill als aktiver Soldat und Kriegsberichterstatter an fünf verschiedenen
Kolonialkriegen teil, unter anderem in Kuba auf Seiten der Spanier während des dortigen Unabhängigkeitskrieges. Später behauptete er immer er habe sich zwei Dinge aus seiner Zeit auf Kuba beibehalten: Die Siesta und die Zigarre
Welche Zigarre Churchill bevorzugte ist nicht einwandfrei bewiesen, feststeht, dass er häufig Zigarren aus dem Hause Hoyo de Monterey zugesandt bekam. Ob Churchill selbst schon zu Anfang seine Zigarren am liebsten im Double Corona Fomat genoss, ist ebenfalls nicht klar. Feststeht, dass Romeo y Julieta seine damalige No.2 1946 in Churchill unbenannte und von da an auch eine der bevorzugten Zigarren von Sir Winston war. Churchill genoss an manchen Tagen bis zu zehn Zigarren, deshalb gehen einige Experten davon aus, dass Churchill wohl zwischen 200.000 und 300.000 Zigarren zu Lebzeiten dem Feuer übergab.
Eine wirklich gute Biographie
Winston Churchill hat so vieles in seinem Leben geleistet, entdeckt und geprägt, dass es wirklich schwer ist, sich einen Überblick zu verschaffen, deshalb scheitern auch einige Biographen an diesem Unterfangen. Viele Autoren verlieren sich in unnötigen Details, die oft der Lesbarkeit eines Werkes nicht unbedingt förderlich sind. Wer eine Empfehlung braucht, dem sei zu „Winston Churchill – Der späte Held“ von Thomas Kielinger (siehe Beitragsbild) geraten. Diese Biographie gibt einen guten Gesamt-Überblick und verweist exzellent an weiterführende Lektüre, außerdem sind einzelne Passagen aus den Werken Churchills perfekt in den vorhandenen Text integriert. All das macht diese Biographie zur perfekten Lektüre. Ich habe dieses Werk mittlerweile zweimal gelesen. Doch seit Weihnachten ist meine Churchill-Sammlung um die zwölf Bände, seiner Memoiren gewachsen, auch ein Grund wieso ich mich auf das neue Jahr freue. Seine Werke sind perfekt, um sich eine Zigarre zu entfachen und sich in den Rauchsalon zurück zu ziehen. Man nimmt dann eines der Bücher zur Hand und man kann förmlich spüren wie Sir Winston Gestalt annimmt, wie er durch die War Rooms streift, während er seine Memoiren diktiert und der Raum von Rauch erfüllt ist. Dieses Gefühl macht mir immer wieder deutlich, dass wir alle nur Zwerge sind, die auf der Schulter eines Riesen stehen.
In diesem Sinne: Happy Smoking!