Im Stuwerviertel – CAO Consigliere

CAO Consigliere

Ich hattte von jeher eine Leidenschaft für verrauchte Hinterzimmer. In Wien gab und gibt es diese zur Genüge. Schon während meiner Kindheit konnte ich diverse Ausflüge in eine ganz andere Welt dieser Lokalitäten unternehmen. Doch davon will ich nicht erzählen. Schließlich gibt es Dinge, die sieht man nicht, die hört man nicht und darüber sprechen ist dann meistens auch keine gute Idee. Auch wenn ich meine Milieustudien nicht mehr aktiv betreibe, die Leidenschaft für konspirative Ecken ist mir geblieben. Ich habe oft überlegt einen Stadtführer diesen „Lebensräumen“zu widmen, jedoch wären dann die verschwiegenen Orte nicht mehr ganz so still.

Die Zigarre für das Hinterzimmer

Seit dem ich wieder zur Zigarre gefunden habe, frage ich mich welche Zigarre am Besten geeignet ist für verschwiegene Ecken und Winkel, in denen nicht immer ganz saubere Geschäfte laufen. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mir einen Überblick verschafft habe, aber mittlerweile habe ich eine Zigarre gefunden, die sich perfekt für die Gelegenheiten eignet. Und perfekter Weise passt auch der Name. Die Rede ist von der CAO Consigliere

CAO Consigliere

Zigarre Cutter Schlagring

Zeit für einen Smoke

Die CAO Consigliere beeindruckt direkt mit dem ersten Blick. Das dunkle, brasilianische Mata Fina Deckblatt wirkt sehr ölig und macht direkt Lust sich zurück zu ziehen um die Zigarre zu genießen. Das Umblatt stammt aus Honduras und die Einlage aus Nicaragua, der dominikanischen Republik und Kolumbien. Eine sehr interessante Mischung. Es ist eine dieser Zigarren, die mich allein optisch schon sehr anspricht. Die wunderschönen roten Kisten finde ich ebenfalls sehr gelungen und zum Thema passend. Es gab schon einmal eine Variante dieser Zigarre, die CAO in Kooperation mit HBO als Hommage an die legendäre TV-Serie The Sopranos. Als die Zigarrenserie eingestellt wurde, waren viele Raucher not amused.

Der Selbstversuch

Es ist Mittwoch Abend. Ich verlasse das Büro und mache mich auf den Weg in Richtung Vergangenheit, genauer gesagt in bin unterwegs in den zweiten Wiener Gemeindebezirk, die Leopoldstadt. Mein Großvater hat hier gewohnt und jede Fahrt mit der S-Bahn hierher ist immer von latentem Wehmut begleitet. Ich gehe hier gerne spazieren, vor allem wenn die Sonne tief am Himmel steht. Genauso wie heute. Es sind Spaziergänge die bittersüßes Lächeln in sich tragen.

Ich schlage den Weg in eine der Seitengassen ein und nach einiger Zeit bin ich mitten im Stuwerviertel. Hier gibt es ein kleines Café, das noch nicht von Bobos annektiert wurde. Das Café besteht im wesentlichen aus zwei Tischen, einer kleinen Bar, den Toiletten und einer Tür auf der in goldenen Lettern das Wort „Privat“ steht. Ich nicke dem Kellner zu. Der Zutritt ins „Private“ wird mir gewährt. Ich war zwar gefühlte Jahrhunderte nicht hier, doch ich kenne das Ritual, das mir Zutritt verschafft. Mein Vater hat mir erzählt, dass hier früher so einiges an illegalen Dingen gelaufen ist. Mittlerweile ist es ein Zufluchtsort von vergessenen Seelen geworden, deren Geschäfte vor Ewigkeiten von einem rauen Wind aus dem Osten übernommen wurden. Kurz gesagt ein Treffpunkt von Pensionisten, die nur noch um zehn Cent ihre Kartenspiele bestreiten. Doch da es um die Ehre geht, haben die alten „Galeristen“ sehr viel zu verlieren.

Ganz PRIVAT

Deckblatt Zigarre

Das wunderschöne Deckblatt

Ich nehme an einem kleinen Tisch Platz und ziehe die CAO Consigliere aus dem Etui und wieder werde ich von der dunklen Schönheit begrüßt. Der Kellner bringt mir, ohne, dass ich bestellt habe, eine Melange und einen doppelten Cognac. Scheinbar kennt man mich doch noch. Eine Tageszeitung ist auch nicht weit.

Ich entflamme die Zigarre und bereits auf den ersten Zügen breitet sich eine Süße aus, die die ganze Zigarre über mitschwingt. Sie ist der Dirigent des Geschmacks. In den ersten Zügen erinnert mich das Aroma an einen Sack voller Kakaobohnen. Es ist eine dunkel Seele die sich offenbart. Ich nehme einen Schluck vom Kaffee. Einfach herrlich.

Erst jetzt bemerke ich einen Fehler in meinem Gedankengang: Hier kann ich wirklich keine Fotos machen, das wäre wirklich ein Fauxpas. Auch wenn im Endeffekt nur ein paar alte Herren Karten spielen und Cognac trinken, es sieht trotzdem niemand gern. (Deshalb sind die Fotos in meinen eigenen vier Wänden entstanden)

Im ersten Drittel macht sich vor allem retronasal ein pfeffriger Geschmack bemerkbar, der die Nasenflügel kitzelt. Eine herrlich ausgewogenen Zigarre, die sicherlich zu den komplexeren gehört. Während ich dichte Rauchwolken unter den Lampenschirm absondere, schlage ich die Zeitung auf und überfliege die neuesten Nachrichten, die in letzter Zeit immer etwas deprimierendes haben.

Es ist das zweite Drittel der Zigarre, das Kraft offenbart. Diese Kraft die nie störend ist, sondern im Gegenteil enorm zur Entspannung beiträgt. Ich greife zum Cognac, denn er erscheint mir nun die passende Wahl. Zur Süße stößt nun eine leichte Zitrusnote, die nur Lust auf mehr macht. Ich lege die Zeitung wieder zur Seite und lasse meinen Blick durch das Café streifen. Die alten Herren sprechen nicht viel und graben ihre Gesichter hinter die Spielkarten. Hin und wieder wird gelacht und wieder was zu trinken bestellt.

Ich bin im letzten Drittel der Zigarre und die Süße ist immer noch da, sie begleitet einen durch den Genuss, nimmt einen bei der Hand und gibt die Richtung vor. Sie ist niemals störend, drängt sich nicht nach vorne. Ich kann mir vorstellen, dass so mancher Mafioso seine Freude an dieser Zigarre hätte.

Zigarren Asche

Wunderbarer Abbrand

Am Ende lasse ich im Hinterzimmer nur eine Tageszeitung, ein leeres Glas und eine Tasse zurück. Die letzten Züge, denen leichte Bitterkeit innewohnt genieße ich wieder auf der Straße und im letzten Licht des Tages, kurz bevor die Laternen ihr elektrisches Licht verströmen. Ich war schon lange nicht mehr hier, doch ich finde es immer noch herrlich hier. Ein ganz anderes Wien, das es bald nicht mehr geben wird.

Was gibt es also schöneres als dem Wehmut zu frönen, begleitet von einer wunderbaren Zigarre.

In diesem Sinne: Happy Smoking!!!

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