Seltsamerweise kann ich im Vergleich zu vielen meiner Mitmenschen meine Neujahrsvorsätze meistens einhalten. Zugegeben, ich setzte mir nur Dinge zum Ziel, von denen ich weiß, dass ich sie erreichen kann. Meistens haben diese Dinge mit meinem beruflichen oder beinah beruflichen Dingen zu tun. So auch meine Vorsätze für das Jahr 2019.
Wobei eigentlich ist es nur ein Vorsatz. Im Wesentlichen habe ich mir als großes Ziel für dieses Jahr die Aufklärung rund um das Thema Zigarre gesetzt. Wer gerne einen Slogan dafür haben möchte, bitteschön: Kampf den Schmocks!
Es gibt viel zu tun
Ich betreibe diesen Blog seit 2014 und wer meine Beiträge verfolgt, weiß, dass es mir um die Liebe und die Leidenschaft für die Zigarre geht, den Genuss zu zelebrieren und in anderen Menschen die Freude an der Zigarre zu entfachen. Konträr zur Meinung mancher Kritiker geht es mir nicht um Selbstdarstellung. Ich bin nicht mehr Narzisst als wir alle sind 😉
Womit ich – seit dem ich Jahr für Jahr tiefer in die Materie eintauche – ein Problem habe, sind die Menschen die ich nicht anders als Schmocks bezeichnen kann. Ich habe diesen Typus von Protzerei schon mehrfach beschrieben. Kurz gesagt es geht um Banderolen-Raucher und Herkunft-Nazis (Bitte bei dieser Begrifflichkeit den Humor einschalten).
Eigentlich könnte es mir ja egal sein, ist es im Prinzip auch. Warum ich diesen Menschen jedoch entgegentreten möchte, ist recht einfach erklärt. Es geht mir darum, dass diese Individuen oft daran schuld sind Anfängern ihren Einstieg in die Welt der Zigarre vermiesen, Fehlinformationen aus dem Jahre Schnee als bare Münze verkaufen und ihr Protzen als gängige Praxis vorbringen. Durch Medien wie Instagram und Facebook wird es dann auch noch mit der Welt geteilt und so bekommt so mancher Bullshit, den die Leute darstellen eine unglaubliche Strahlkraft.
Keep it simple
Zigarren zu rauchen ist einfach und unkompliziert, genauso wie der Einstieg in diese Materie. Auch ich bin so manchem Bullshit aufgesessen und habe mich dabei ertappt, dass ich selbigen mit der Welt geteilt habe. So richtig ist mir das bewusst geworden, als mich die Nachricht eines Lesers erreichte, mit der Bitte nach Informationen „was ein Anfänger alles benötigt“.
Ich war schon fast dabei meine Antwort abzuschicken, als ich erkannte, dass vieles das ich geschrieben hatte eigentlich Unsinn war. Einfach gesagt kann man die Frage auf zwei Arten beantworten, was ich schließlich auch getan habe.
- Erste Möglichkeit – Der Fragensteller lebt in unmittelbarer Nähe zu einem Fachhändler
Mit unmittelbarer Nähe meine ich, die Möglichkeit den Fachhändler problemlos erreichen zu können. Ist das der Fall, benötigt der Anfänger gar nichts Spezielles, außer ein Gasfeuerzeug und die Zigarre höchst selbst. Den ersten Cut kann durchaus ein Fachhändler übernehmen. Fertig aus! Da mittlerweile die meisten Fachhändler halbwegs luftdichte Beutel als Verpackung haben, ist der Heimtransport kein Problem.
- Zweitte Möglichkeit – Der Fragensteller lebt nicht in der Nähe eines Fachhändlers
Lebt der Aspirant weit ab vom Schuss, so empfehle ich drei Zigarren statt einer auszuwählen, den Fachhändler den Cut übernehmen zu lassen, ein Gasfeuerzeug anzuschaffen, ein kleines Boveda und einen Ziplock-Beutel. That’s it!
Wenn wir ehrlich sind, braucht man nicht mehr. Keinen Cutter, keine Jet-Flame Feuerzeuge, Zigarrenzünder, keinen Humidor. Alles was man aufbringen muss um eine Zigarre zu genießen ist etwas Geld und Zeit. Auch die Auswahl der Zigarren würde ich mit Unterstützung des Fachhändlers dem Anfänger selbst überlassen, denn nur so werden Erfahrungen gemacht. Eigene Erfahrungen, inklusive eigenem Scheitern sind die besten Lehrer auf dem Weg zum Aficionado.
Glaubensfrage Herkunft
Ich für meinen Teil gebe keinem Zigarrenland den Vorzug. Ich rauche Zigarren aus Italien, Spanien, der Schweiz, Kuba, der dominikanischen Republik, Honduras, Jamaika, Mexiko, oder Nicaragua. Und alle diese Zigarren haben Daseinsberechtigung. Besonders wichtig: Kein Land macht BESSERE Zigarren, als ein anderes. Wer Gegenteiliges behauptet redet meistens Blödsinn, oder ist nicht auf dem neuesten Stand. Dieses Credo wird der Hauptsatz meines Neujahrsvorsatzes, denn das ist besonders wichtig.
Sieht man sich die Bestenliste der verschiedenen Fachmedien an, so findet man in den Top-Platzierungen Zigarren aus der gesamten Welt. Die Entscheidung was man raucht, trifft man stets selbst. Hier empfehle ich einfach selbst zu entscheiden und zu probieren. Möglicherweise ist eine Zigarre, die ich in den Himmel hoch lobe für jemand anderen der reinste Pferdemist. Geschmäcker sind gottlob verschieden.
Es gibt Schmocks, die sind bereits regelrechte Fundamentalisten in ihrer Ansicht, die oft mit religiösem Eifer daran sind Ihre Sicht zu verteidigen. Ein kleines Beispiel gefällig? Wenn ich eine Zigarre einer Kiste entnehme und ich habe auf den ersten Zügen das Gefühl ich ziehe an einem Korken, lege ich sie weg, den sie ist schlecht verarbeitet. Entweder, ich bitte den Fachhändler um Austausch, oder ich belasse es dabei und verbuche es als Verarbeitungsfehler. Nein, ich greife nicht zu einem Metallbohrer und bohre mir ein Loch durch die Zigarre, nur, damit ich sie dann doch noch irgendwie rauchen kann. Im Regelfall greife ich dann einfach zu einer anderen Zigarre. Erlebe ich vermehrt Verarbeitungsfehler, werde ich diese Vitola jener Marke wohl eher meiden.
Herkunfts-Fetischisten fangen dann an sich ihren „Glauben“ schön zu reden. „Liegt wahrscheinlich an der Lagerung/Luftfeuchtigkeit/Alter/Temperatur!“, „Ist ja ein Naturprodukt!“
Nein, mein Freund, es ist kein Naturprodukt! Äpfel sind ein Naturprodukt. Zigarren sind ein natürliches Produkt und wachsen nicht auf Bäumen. Zigarren werden von Hand aus Naturprodukten gefertigt, die lange und aufwendig kultiviert wurden und von Menschen gefertigt, die Fehler machen. Und machen wir uns nichts vor im Fall von Kuba verdienen die Roller ca. € 30,- im Monat und im Fall von Nicaragua ca. € 300,-. Auch wenn das ein beträchtlicher Unterschied ist, stellt es in beiden Fällen keinen Hochverdienst dar. Wenn dann die weltweite Nachfrage auch noch stetig anwächst und ein Roller oder eine Rollerin angehalten wird, die Produktivität zu steigern, passieren sicherlich noch mehr Fehler. So viel zu deinem „Naturprodukt“.
Und damit mich niemand missversteht: Ich liebe Zigarren aus Nicaragua UND aus Kuba, denn ich liebe Zigarren 😉
Kurzes Fazit – damit ist noch lange nicht alles gesagt
Ich werde in Zukunft noch mehr Dampf ablassen müssen, leider. Schmocks sterben nicht aus. Der Genuss einer Zigarre ist wunderbar und jeder Mensch, der das für sich entdeckt, erhält ein großartiges Geschenk. Wir sollten dabei nur nicht vergessen, dass es dann eben doch auch nur Zigarren sind. Genau wie bei Menschen verhält es sich bei Zigarren. Wir mögen unterschiedlicher Ansichten und Herkunft sein, doch letztendlich sind wir alle Menschen.
Ich träume von einer Welt in der Großindustrielle neben Bauarbeitern sitzen und gemeinsam ihrem Genuss frönen, einer Welt die jeder Zigarre und jedem Menschen die gleichen Chancen bietet. Und nachdem ich jetzt so ultra theatralisch war, lasse ich es gut sein. Zumindest für heute.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!
Detlev Meyer
Hallo Herr Hruby,
wieder mal ein Beitrag der mich ob der klaren Worte beiendruckt hat. Ich rauche erst seit gut
1 1/2 Jahren Zigarren. Ihr Blog hat mir als Anfänger so manchen Tipp für einen tollen Genuss gegeben. Der wichtigste Hinweis war jedoch „Der Weg ist das Ziel“, ausprobieren und nicht den Schmocks mit den „dicken Havannas“ nacheifern. Nur die teuren Zigarren aus Cuba sind die „echten“ Zigarren. So´n Quatsch wie wir Hamburger sagen. Klar habe ich mittlerweile auch einige Habanos geraucht und auch immer welche in meinem Himidor, jedoch ist da mein Erlebnis oft Hit oder Niete und bei den Preisen dann auch schon mal ärgerlich wenn die Zigarre nicht zieht oder einfach noch „grün“ schmeckt. Bei meinen Zigarrenkäufen lasse ich mir auch gerne mal was vom Händler empfehlen und habe da so manchen Genuss erlebt. Also vielen Dank für Ihre tollen Beiträge und weiter so oder wie Sie sagen Happy Smoking!!!
Detlev Meyer, Hamburg
Klaus Hruby
Lieber Herr Meyer,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr wirklich tolles Feedback. Das bedeutet mir wirklich viel.
Es freut mich sehr, dass Sie dem selben Genuss frönen und hin und wieder auf meiner Seite vorbeischauen.
Ich werde mich bemühen auch weiterhin hilfreiche Beiträge zu schreiben.
Als Hamburger sind Sie ja in Sachen Zigarren bestens versorgt.
Happy Smoking & Kampf den Schmocks!!!;-)