Paradiso Quintessence – In der Ruhe liegt die Kraft

Zigarre in Aschenbecher

Geschmäcker sind verschieden, das ist nun wirklich nichts Neues. Ich bekomme immer wieder Empfehlungen, was ich rauchen und probieren soll, oder Tipps hinter welcher Banderole sich ein absoluter Geheimtipp versteckt. im seltensten Fall bekomme ich eine Nichtempfehlung und die machen mich so richtig neugierig.

Wir kennen das alle, man stellt eine Frage in die Zigarrenrunde, zu einer Zigarre, die man noch nicht probiert hat und erhält dann als Antwort so etwas in die Richtung von: „Rauch die bloß  nicht! Absolute Zeitverschwendung!“ oder „Beliebig und überschätzt!“

Meistens sind es solche Sätze, die mich erst richtig neugierig machen. Vor allem, wenn sie von meinen Freunden kommen. Neulich hat man mir von der Paradiso Quintessence abgeraten und zwar so eindringlich, dass ich mir am nächsten Tag sofort ein paar Exemplare besorgt habe. Wenn ich eine Zigarre probiere, dann aber richtig.

Paradiso Quintessence – der Selbstversuch

Es gibt jetzt wirklich schlimmere Schicksale, als Zigarren zu verkosten. Ich mixe mir also einen Mojito, lege eine Scheibe wunderschönes Vinyl auf den Plattenteller und setze die Nadel auf. Herbie Hancock spaziert sehr Funk-lastig über die Tasten. Als erstes fällt mir wieder diese Banderole auf. Ich mag dieses Design. Leicht verstaubt, satte Farben und ein Hauch von Retro-Kitsch.

Die Zigarre wird von Pepin Garcia geblendet und in der Tabacalera My Father Cigars hergestellt. Einlage und Umblatt stammen aus Nicaragua, das Deckblatt erblickte in Ecuador das Licht der Welt. So weit so uninteressant.

Was weckt die Neugier?

Ich habe einen Zigarrenfreund, der mir oft von Zigarren abrät. Wenn er das tut probiere ich sie meistens und das hat auch seinen Grund. Er ist ein Schnellraucher und das ist ein genau diametrales Rauchverhalten zu meinem. Ich bin ein langsamer Raucher und liebe es, Zigarren auch mal für ein paar Minuten in den Aschenbecher zu legen, selbstverständlich ohne sie ausgehen zu lassen. Es gibt Zigarren, die sind für dieses langsame Abbrennen geeigneter als andere. So hoffe ich stets durch diese „Nicht-Empfehlungen“ meines Tipp-Gebers auf besondere Geschmackserlebnisse zu stoßen. Sie werden sich wundern, wie oft das bereits funktioniert hat.

Zigarrenasche an Zigarre

Die Asche hält sich gut

Die Zigarre fängt schnell Feuer und lässt sich nahezu perfekt anrauchen. Die ersten Züge sind eher süß. In den ersten drei Zügen vermisse ich die Würze, die ich mir von dieser Mischung eigentlich erwarte. Doch nach dem fünften oder sechsten Zug nimmt die Zigarre fahrt auf und sie nimmt an Würzigkeit zu.

Ich lege die Zigarre zum ersten Mal in den Aschenbecher. Ich gehe zum Plattenspieler um die B-Seite aufzulegen. Danach nehme ich meine Zigarre wieder in die Hand und nehme einen Schluck von meinem kalten Mojito.

Gegen Ende des ersten Drittels spüre ich endlich etwas Pfeffrigkeit und entgegen meiner Erwartung mischt sich nun auch etwas Kaffee dazu. Weder bitter noch störend, doch er ist da und ergänzt sowohl die Süße, als auch die Pfeffrigkeit.

Das zweite Drittel schmeckt mir deutlich besser. Die Süße ist der ständige Begleiter, doch der Kaffee und der Pfeffer wechseln sich ab in einem ständigen Auf und Ab. Der Rauch ist realtiv dicht und gibt wirklich sehr guten Geschmack. das Aroma in der Luft verströmt angenehme Würze mit einer leichten Note von Holz. Das Ende des zweiten Drittels ist für mich eindeutig der geschmackliche Höhepunkt und nach einer weiteren Pause im Aschenbecher hat die Dame die nötige Ruhe um in der Finalphase nochmals zur Höchstform aufzulaufen. Die Süße klingt ab und es bleibt die Würze und der minimale Geschmack von Kaffee. Die Zigarre wird weder bitter noch beginnt sie die Zunge zu beißen.

Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher und während sich die Nebelschwaden um mich herum wieder lichten, bemerke ich das sanfte, satte Kratzen der Nadel, des Plattenspielers, das mir anzeigt, dass die Platte zu Ende ist. Ich schalte den Plattenspieler wieder aus und leere den Mojito.

Die Quintessence von Paradiso ist vielleicht keine absolute Empfehlung von mir, doch wenn man sie bedächtig und ruhig raucht, ihr die nötige Zeit gibt, damit die Aromen sich entsprechend entfalten, dann ist sie auf jeden Fall ein Genuss. Ich würde als Beigetränk aber eher etwas weniger Zitrus-lastiges empfehlen. Ich denke, dass Kaffee oder älterer Rum sicher gut mit der Paradiso harmonieren.

Vielleicht probiere ich diese Kombination ein anders Mal, zu einer anderen Zeit, dann, wenn ich wieder auf der Suche nach dem Paradies auf Erden bin und beginne in Gedanken zu versinken, denn die Beiläufigkeit scheint dieser Zigarre zu bekommen.

 

Happy Smoking!

Zigarrenasche und Baderole im Aschenbecher

Im Aschenbecher bleibt nur die wunderschöne Banderole in Erinnerung

 

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