Wer meine Beiträge regelmäßig liest, der weiß, dass ich eine besondere Leidenschaft für Kaffee hege. Ich entstamme aus einer Teetrinker Familie und habe Kaffee – besser gesagt Speciality Coffee – erst vor ein paar Jahren für mich entdeckt.
Österreich ist berühmt für seine Kaffeehauskultur. Da gibt es auch von mir keinen Widerspruch. Allerdings muss ich sagen, dass es kaum Kaffeekultur gibt. Ich gehe immer noch gerne in ein Wiener Kaffeehaus – falls man noch ein echtes findet – und bestelle dort einen großen Braunen, oder eine Melange.
Doch mit dem Kaffee-Erlebnis das ich im Regelfall suche, hat das nichts zu tun. Es wird dort ein Getränk serviert, das dafür ausgelegt ist sehr langsam getrunken zu werden. Meistens kommt es kochend heiß in die Tasse. Durch einen wirklich guten Freund, der mittlerweile seinen eigenen Kaffee röstet, habe ich erst all die Aromen entdeckt, die davor hinter der Bitterkeit von verbrannten und zu Tode gerösteten Bohnen versteckt war. Wer sich mittlerweile – und das sind immer noch viele – an den bitteren Geschmack gewöhnt hat, hat oft Probleme mit dem „neuen“ Kaffee, da dieser oft mit etwas und manchmal sogar mit etwas mehr Säure in die Tasse kommt.
Ich für meinen Teil habe kein Problem damit. Ich erfreue mich daran Neues zu probieren. Ich kann allerdings zugeben, dass mir die heftigen „Fruchtbomben“ wie etwa aus dem Hause Gardelli auch mir nicht immer munden.
Zigarre und Kaffee
Für mich gehören Kaffee und Zigarre bereits seit einiger Zeit beinahe untrennbar zusammen. Ich verbinde die Österreichische Kaffeehauskultur mit dem neuen Kaffee und ich muss sagen, die Kombination ist ein Traum. Oft kommen die Bohnen sogar aus Ländern , die selbst Tabak für Zigarren produzieren, wie Zum Beispiel Brasilien. Durch die Arbeit für meinen Blog oder das Cigar Journal bin ich immer auf der Suche nach guten Kombinationen und in letzter Zeit hat es mir eine Zigarre besonders angetan.
Ich bin schon lange ein Fan von La Aroma del Caribe, einer Marke, die vor allem in der Edicion Especiale für mich immer noch eine leicht kubanische Aromatik inne hat. Zum Kaffee empfehle ich aber eine andere Linie aus dem selben Haus: Mi Amor
La Aroma del Caribe – Mi Amor
Ich bin ein Freund von Mexikanischen Deckblättern aus dem St. Andrés Tal. Ich liebe diese dunklen, öligen und oft seidenmatten Tabakblätter und vor allem die Süße, die sie oft zur Zigarre beisteuern.
Vor allem in Kombination zum Kaffee ist es wichtig, dass eine Zigarre sowohl zu einem Espresso, als auch zu einem Cappuccino oder Flat-White gut passt. Die Zigarre muss also auch die Mich „ertragen“ können.
Das Umblatt und die Einlage stammen aus Nicaragua und verleihen der Zigarre ihre Würze. Doch die Kombination mit dem Deckblatt macht die Zigarre zu etwas Außergewöhnlichem.
Der Selbstversuch
Ich habe mich wieder auf meiner Terrasse eingefunden. Der Sonnenschirm spendet mir etwas Schatten und durch die Blätter der Bäume weht eine angenehm kühle Frühlingsbrise. Es ist ein herrlicher Tag, den ich auf alle Fälle mit einer Zigarre beginnen will. Der Kaffee ist aufgebrüht und bereits in der Tasse. Heute habe ich eine besondere Mischung zubereitet von 80% Brazil und 20% Burundi. Die Kaffeemischung ist schokoladig, mit einem kräftigen Körper und einem fruchtig, leicht säuerlichen Kern – Alles was ich mir von einer perfekten Tasse erwarte.
Ich greife zu meiner neuen Zigarrenschere und wieder gelingt mir zu meiner Überraschung ein perfekter Cut. Die Zigarre nimmt rasch Feuer und ich kann mich bald zurücklehnen und das Aroma genießen.
Bereits auf den ersten Zügen breitet sich das Aroma im Mund aus und rollt vielversprechend durch die Nase in die Freiheit. Die Zigarre ist kräftig, das steht fest. Auf den ersten Zügen dominiert die Würze, begleitet von einer ganz dezenten Süße. Das Deckblatt macht sich bemerkbar.
Nach dem fünften, oder sechsten Zug tritt die Süße deutlicher in Erscheinung und jetzt lässt die Würze und die dezente Schärfe nach. Ein Nuss-Aroma nimmt sich langsam seinen Raum.
Ich greife zum Kaffee, der jetzt die perfekte Temperatur zum Genuss hat. Er ist schokoladig, aber dennoch nicht bitter. Der fruchtige Charakter ist deutlich zu spüren, jedoch nicht zu sauer. Perfekt für den Frühling.
Ich liebe die erste Zigarre am Tag, vor allem zum Kaffee. Ich nehme die Dame wieder aus dem Aschenbecher. Mir entkommt ein Seufzer des Genusses, so möchte ich jeden Tag beginnen. Gegen Ende des ersten Drittels wird das Nussaroma eher zu einer Nougatnote, die meinen Gaumen beinah zärtlich umspielt.
Die Luft ist noch kühl, doch ich merke, dass es wohl ein sehr warmer Frühlingstag werden wird. Die ganze Welt ist grün. Die Blätter der Bäume wirken saftig und frisch. Während ich über den Rand meiner Tasse auf die Welt blicke, fühle ich wieder das Privileg, das meine Arbeit manchmal mit sich bringt.
Im zweiten Drittel der Zigarre legt die Dame wieder deutlich an Kraft zu. Ich habe nichts anderes erwartet. Was für mich aber eine große Überraschung ist, ist die Kaffeearomatik des Tabaks. Ich hole mir vorsichtshalber ein Glas Wasser aus der Küche, nur um sicher zu gehen, dass es sich wirklich um die Aromatik der Zigarre handelt. Doch auch nach reichlich Wasser ist der Kaffee deutlich im Rauch zu vernehmen.
Der finale Akt
Das letzte Drittel ist wirklich gehaltvoll und fast ein wenig zu dicht für den ersten Smoke des Tages. Doch wenn man nicht zu hastig raucht und sich die nötige Zeit gibt, ist es ein herrlicher Genussmoment.
Während ich auf den nahen Waldrand blicke, genieße ich die letzten Züge einer wirklich ausgewogenen Zigarre, die mir definitiv Lust auf mehr macht. Glücklicherweise liegen noch einige Exemplare in meinem Humidor.
In diesem Sinne: Happy Smoking !!!