Nächstes Jahr ist es soweit: Rauchverbot und das in Österreich. Ja, ich bin Raucher. Nein, ich schäme mich nicht dafür. Ja, mir sind die gesundheitlichen Folgen ALLE bewusst. Ja, ich rauche trotzdem.
So, nachdem das geklärt ist, kann ich endlich anfangen zu „sudern“. Ein Teil der österreichischen Seele geht den Bach runter – und ich meine nicht den doofen System-Patriotismus aus den hintersten Winkeln der österreichischen Keller-Nazi-Fraktion, wenn ich von der „österreichischen Seele“ schreibe.
Auch wenn es für Nichtraucher nicht vorstellbar ist, das Rauchen ist in Österreich zutiefst verwurzelt. Seit den Anfängen der Wiener Kaffeehauskultur gibt es in diesem Land die Rauchkultur. Es ist kein unbekanntes Bild, dass zum Kaffee und zur Tageszeitung in Kaffeehäusern geraucht wurde. Das ist jetzt vorbei.
Das Café Griensteidl in Wien schließt seiner Pforten. Wundert mich nicht. Seit es dort drinnen ein generelles Rauchverbot gibt, ist es kein Wiener Kaffeehaus mehr gewesen, sondern eine „Touristen-Abfütterungs-Anlage“ gewesen. Das Café Bräunerhof – das wohl verrauchteste Café in Wien – hat sich mittlerweile auch schon in ein rauchfreies Ambiente begeben. In beide Lokale gehe ich seit dem Rauchverbot eher ungern. Denn es schmerzt mich, diese Lokale ohne den Vorhang der Nebelschwaden zu erleben, die mich bereits als Kind so fasziniert haben.
Was mich tatsächlich etwas besorgt, ist dass ein weiter Aspekt der Sozialisierung des Alltag kastriert wird. Das wurde mir erst bewusst, als ich mich in einer Bar mit meinen Zigarrenfreunden traf. Denn ab nächstem Jahr werden wir uns während der Wintermonate wohl kaum auf eine Zigarre treffen können, da es in keinem Lokal erlaubt sein wird. Natürlich könnten wir uns privat treffen, nur wenn mehr als eine Person in einem geschlossenen Raum raucht, dann ist das kein entspanntes Ambiente mehr, es sei denn, man lässt sich eine Gastronomie-Belüftung installieren.
Im Klartext heißt das, dass wir uns wohl weniger treffen werden und die Lokale, die wir dazu frequentiert haben, werden ein bisschen Umsatz einbüßen, der hoffentlich von Nichtrauchern wieder ausgeglichen wird.
„Durch die Türe, hinten links.“
Es wäre nicht Österreich, gäbe es keinen gesetzlichen Grauzonen. Weiterhin geraucht werden darf in Hotels, wenn die betreffenden Hotels eine Raucherlounge einrichten, in denen nichts konsumiert werden darf, außer Tabak. Auch in Trafiken darf geraucht werden. Trafikanten dürfen allerdings Ihren Kunden wiederum nichts zu trinken anbieten – sonst bräuchten sie wieder eine Gastronomie-Berechtigung.
Es ist also durchaus möglich, dass wir eine Reneaissance der Hinterzimmer und illegalen „Rauchspelunken“ erleben, wofür ich inständig bete. Rauchen soll wieder der Genuss werden können, der es einmal war. Gediegene, holzvertäfelte Räume in denen alte Ledermöbel zwischen Bücherregalen stehen, wo in einem Globus die Hausbar versteckt ist. Davon träume ich. Ich will über einer Arturo Fuente mit Freunden diskutieren und dabei ein Glas Rum genießen.
Hinter dem Rauchverbot steckt doch nichts anderes, als die weitere Kastration von etwas nicht angepasstem. Es ist die Abschaffung von Etwas, das in kreativen und intellektuellen Kreisen Vorherrschaft hat. Ja, das klingt nach Verschwörungstheorie, ist mir aber scheißegal. Manchmal habe ich das Gefühl, man versucht alles zu beschneiden und zu verbieten, das Menschen veranlasst sich zusammen zu finden und miteinander zu reden. Jedenfalls ist es nicht das, was ich will.
Doch was ich will ist unerheblich. Es gilt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Bis dahin rauche ich, einfach weil es mir schmeckt. Und am besten teile ich diesen Genuss mit Menschen die diese Ansicht teilen….