Monate lang war es nur ein Termin im Kalender. Zugegeben ein Termin auf den ich mich gefreut habe, doch in den paar Tagen davor wird es dann doch etwas stressiger und allgegenwärtig ist die Frage, ob es das alles eigentlich wert ist. Diese Frage geistert das erste mal durch den Kopf, als ich beim Schneider meines Vertrauens auf einem Stockerl stehe und mein Smoking mit mehr Nadeln versehen wird, als ein geschundener Rücken bei der Akupunktur.
Es galt eine Unterkunft für eine Nacht in Wien zu organisieren. Wer schon eimal Wien besucht hat, der weiß, dass es nicht wirklich einfach ist in den Sommermonaten ein Zimmer in Innenstadtnähe zu bekommen, das die Bezeichnung Zimmer auch verdient. Es sei denn man ist so unverschämt reich, dass Geld keine Rolle spielt. Zu dieser Sorte gehöre ich allerdings eindeutig nicht. Nach ein ein paar Tagen ist alles organisiert und als ich am 7. Juni am Nachmittag ein Hotel in der Wiener Innenstadt durch einen Seiteneingang betrete, ist sie wieder gegenwärtig. Gemeint ist die Frage, warum ich mir das antue. Ich könnte gemütlich unter einem Sonnensegel, bei einem Drink die Füße im Wasser baumeln lassen und dabei eine Zigarre genießen.
Da war doch was!
Ich stehe vor dem Eingang zum Wiener Justizpalast, werfe einen Blick in meine Spiegelbild in einem der Messingschilder am Eingang und zupfe wie automatisch an meiner Fliege herum. Ich muss gestehen, ich liebe es einen Smoking zu tragen. Er kaschiert alles, was ansonsten exponiert zur Schau getragen wird. Wie jedes Mal aufs Neue wird mir der Atem geraubt, genau in dem Moment als ich die Säulenhalle im Eingangsbereich betrete. Ich bin einer der ersten Gäste und so schreite ich über den roten Teppich durch die Halle. Was für ein eindrucksvoller Bau, genau die passende Aufmachung für das Grand Cigar 2019. Ich werde später nochmals nach unten gebeten um für ein paar Fotos zu posieren (Kein Scherz!!)
Grand Cigar 2019
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Lift stehe ich auf der Terrasse des Justizcafé, am Dach des Wiener Justizpalastes und ganz Wien liegt mir zu Füßen. Wie immer werde ich von Diana Millet und Günter Liska so herzlich begrüßt, dass ich fast das Gefühl habe, der Abend wäre mir zu Liebe veranstaltet worden. Allein diese traumhafte Location über den Dächern der Stadt ist Grund allein sich in Schale zu werfen. Mir wird ein Glas Champagner gereicht. Ein Champagner der den Namen auch verdient. Deutz war von jeher einer meiner Favoriten, perfekt für einen Sommerabend an dem die Luft immer in Bewegung ist. Ich nehme einen Schluck von diesem herrlichen Champagner und schlendere über die Terrasse, die Gäste füllen nach und nach die Location. Es wird Zeit einen Blick in das Fresh-Pack, das man uns am Eingang gereicht hat zu werfen. Wie schon im Jahr zuvor finden sich drei Zigarren darin. Eine Partagas D6, eine Romeo y Julieta Belicoso und eine Bolivar Edicion Limitada 2018 Soberano.
Ich beginne dem Abend mit der kleinen Lady von Partagas eine gute Kombination zu diesem süffigen Champagner. An einem Ende der Terrasse wurde eine wunderbar elegante Bar der Josef Bar errichtet. Die Cocktails wurden speziell, auf diesen Abend und auf das Dinner abegestimmt.
Wie schon im Jahr zuvor fühle ich mich in eine andere Welt katapultiert, von der ich immer noch nicht glauben kann, dass sie existiert. Ich sehe viele vertraute Gesichter, natürlich kennt man sich untereinander in dieser Branche. Ein paar neue Gesichter sind auch darunter. Ich erkenne den kubanischen Botschafter und neben ihm steht der Enkel von Fidel Castro, was mir erst später am Abend klar werden wird. Was mir positiv auffällt ist die erhöhte Frauenquote, eine Tatsache die den Abend nur noch charmanter werden lässt.
Das Dinner
Nach dem einen oder anderen Aperitif füllen sich die wundervoll eingedeckten Tische. Es darf natürlich auch bei
Tisch geraucht werden. Ivo Brnjic ist in der Wiener Gastronomie ein Fixpunkt, wenn es um besonderes Delikate Gerichte und kreative Spezialitäten geht. Jeder Gang der vom äußerst engagierten personal kredenzt wird, trägt die Handschrift des Meisters. Die Weinbegleitung ist genauso sorgsam ausgewählt wie der restliche Abend feinst selektiert und auf die Passionados abgestimmt ist. Besonders hervorheben möchte ich die Rotweine vom Weingut Gesellmann. Eine absolute Wucht, die Weinkennerherzen höher schlagen lassen.
Es wird geplaudert und genossen, manchmal auch still sinniert ob der Köstlichkeiten die an den Tischen gereicht werden. Ich könnte jetzt detailliert auflisten, was alles gereicht wurde, doch das wäre unfair all denen gegenüber, die nicht anwesend waren. Der Genussfaktor war einfach zu hoch.
Was das Grand Cigar in diesem Jahr noch besonders einzigartig macht, ist ein Flügel der Firma Bösendorfer mit dem Enspire Pros System. Mit diesem Wunderwerk der Technik wird der Flügel per Computer gesteuert. So ist es möglich alte Live Performances von längst verstorbenen Künstlern wieder zu erleben. Passendere musikalische Untermalung kann es nicht geben um Tabakrauch gen Himmel zu schicken.
Ein Abend der noch lange in Erinnerung bleiben wird
Nach dem Dinner begibt man sich wieder auf die Terrasse um sich wieder dem Tabakgenuss hinzugeben. Ich entscheide mich für die Bolivar Soberano aus dem Jahr 2018. Eine gute Wahl nach diesem reichhaltigen Menü. Der Rotwein mundet besonders dazu. Die Aussicht ist auch bei der emporsteigenden Dunkelheit absolut atemberaubend und wohin man auch blickt, sieht man verzauberte Gesichter, die den Blick in die Ferne schweifen lassen. Kein Foto dieser Welt, kann diese Momente einfangen, man muss sie selbst erleben.
Als ob das alles nicht genug wäre, gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Tombola, deren Einnahmen dem Verein Camaquito zu Gute kommen. Der Hauptpreis ist eine traumhaft schöne Uhr von Zenith. Ich kaufe ein Los und weiß wie immer, dass ich nicht gewinne, das habe ich auch noch nie.
Nach der Verlosung begebe ich mich dorthin, wo Männer wie ich am glücklichsten sind: An der Bar! Das Team der Josef Bar ist eines der kreativsten, das ich kenne. Der Cocktail Winston Clementine ist ein Gedicht. Das handgeschnittenes Eis ein weiteres Detail, das Genießer begeistert. Es wird Zeit für meine letzte Zigarre des Abends. Und während der Cocktail ebenfalls den
Namen zweier Liebenden trägt – Winston und Clementine Churchill – greife ich zu Romeo y Julieta um den Abend zu beschließen während eine leichte Brise die Gäste an diesem lauen Sommerabend umspielt. Ich fange den Blick der einen, oder anderen charmanten Dame ein, doch wie immer bin ich mehr der Zigarre und den Drinks zugewandt. Ich suche nach Diana Millet und Günter Liska, denn es ist Zeit sich für diesen Abend der Sonderklasse zu bedanken. Ich kenne wenige Menschen, die eine solche Hingabe zur Zigarre haben. Das dieses Event ins Leben gerufen wurde ist den beiden zu verdanken und nicht viele Leute wissen wie viel Arbeit darin steckt, eine Event wie dieses auf die Beine zustellen.
Ja, es gibt viele Big Smokes in Europa, doch lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Es gibt nur ein Grand Cigar und egal wo es stattfindet, es ist auf alle Fälle immer ein einzigartiges Fest.
Als ich mich in den frühen Morgenstunden in mein Hotel auf mache, stoppe ich nochmals in der dunklen Säulenhalle des Justizpalastes und vergegenwärtige mich, wo ich hier eigentlich stehe. Auch nach einer noch so traumhaft bezaubernden Nacht, kehrt man letzten Endes wieder in die Realität zurück. Und das ist nicht traurig, sondern lässt einem nur besondere Momente auch besonders genießen.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!