Eigentlich ist sie die beste. Die Rede ist von der ersten Zigarre am Tag. Ich weiß nicht, wie es anderen Rauchern geht, aber die erste Zigarre am Tag begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Egal, ob ich im Büro zu meinem kleinen Humidor greife, ob ich einen Klimaschrank betrete, oder eine neue Kiste aus der Aging Box nehme, die erste Zigarrre des Tages ist die Königin unter den Zigarren, zumindest für mich.
Die erste Zigarre des Tages muss für mich bestimmte Eigenschaften aufweisen. Meine erste Zigarre ist niemals das wirklich schwere Kaliber, noch ist sie besonders groß. Im Regelfall erfüllt eine Half Corona genau den Zweck. Eine Zigarre dieses Formats kann man ideal nach dem Frühstück genießen. Es spielt keine Rolle, ob man zu Hause oder auf einer Hotelterrasse zugegen ist, Zeit für eine Half Corona findet sich immer.
Eine neue Blechschachtel
In Deutschland kam jetzt eine wunderschöne Blechschachtel mit fünf Montecristo Media Coronas auf den Markt. Die perfekte Menge in diesem Format, wie ich finde. Ich hege schon immer eine Leidenschaft für Blechschachteln, seit mir einer meiner Großväter von den Schachteln der Khedive Zigaretten vorgeschwärmt hat. Leider ist diese Variante nicht auf dem österreichischen Markt erhältlich, jedoch gibt es die Media Coronas von Montecristo selbstverständlich in der etwas „unhandlicheren“ 25er Kiste. Jedoch war das erscheinen dieser 5er Variante eine Gelegenheit diese Zigarre wieder zu probieren und meine Freude an diesem Format neu zu entfachen.
Montecristo Media Coronas
Über Zigarren von Montecristo gibt es wahrlich nicht mehr viel zu erzählen. Sie gehören zu den beliebtesten der Welt. Einer meiner engsten Freunde ist ein besonderer Fan der No.4. Ich für meinen Teil erfreute mich bis dato gerne an einer No. 2, Edmundo oder Petit Edmundo, manchmal aber auch an einer Double Edmundo. Als ich wieder von den Media Coronas las, hatte ich schändlicherweise keine Erinnerung daran, außer, dass ich sie definitiv schon geraucht hatte. Nun, das galt es zu ändern.
Die erste Zigarre am Morgen – Der Selbstversuch
Endlich ist mein Lieblingsmonat des Jahres angebrochen, der September. September schreit nach letzten Sonnenstrahlen, nach kühlen Nächten, frischer Luft und klarem Wasser. September ist auch die Zeit der Herbst Novitäten im Buchhandel, gleich wie in der Welt der Zigarre. Die Intertabac in Dortmund steht vor der Türe, leider schaffe ich es heuer wieder nicht (und in diesem Sinne ist „leider“ die Untertreibung des Jahrhunderts). Ich tröste mich mit einer Zigarre am Morgen.
Das Frühstück ist gegessen. Eine frische Kanne Kaffee steht auf dem Tisch meiner Terrasse und im Aschenbecher liegt eine Media Corona, die bereits auf mich wartet. Ich habe Glück und die Kiste die ich ergattert habe hat ein vernünftiges Boxing Date: April 2016. Das Deckblatt ist für Montecristo typisch, relativ hell mit einem leichten seidigen Glanz. Bereits in der Kiste war der Anblick ein Traum. Die Sonne lacht und während ich die Zigarre vom Kopf befreie und nach meinem Flammenwerfer greife, höre ich in den Bäumen das vertraute Kreischen einer Falkenfamilie, die eifrigst mit Probeflügen beschäftigt ist. Ich gehe ins Haus und drehe die Musik etwas leiser. Die Geräuschkulisse der Natur ist mir in diesem Fall lieber, als Glenn Gould der sich gerade Brahms widmet.
Ich nehme wieder einen Schluck Kaffee und mache die ersten Züge meiner Zigarre. Der Zugwiderstand ist perfekt und bereits zu Anfang macht sich dieses Kuba-typische Aroma bemerkbar. Wie jedes mal, wenn dieser Geschmack meinen Gaumen kitzelt muss ich lächeln, denn seit dem ich Zigarren rauche und darüber auch schreibe, fehlt mir eine bessere Beschreibung dieses Aromas. Die Zigarre schmeckt nach Kakao und leicht nach Honig und ob das Kaffeearoma von der Zigarre, oder vom Kaffee kommt, ist mir in diesem Moment herzlich egal. Die Zigarre ist perfekt für diesen Moment. Sie hat Kraft und ist dabei nie aufdringlich. Der Rauch ist dicht und dabei niemals zu viel. Es ist eine fast fehlerlose Balance auf dem Drahtseil zwischen Aromenspektrum und Zugverhalten.
Ich liebe diesen Moment und koste in voll aus. Was für eine herrliche Art den Tag zu beginnen. Was mich bei dieser Zigarre besonders beeindruckt, ist der ganz leichte Vanilleton. Vor Jahren hat mir ein Aficionado bei einer Zigarre einmal erzählt, dass Montecristo berühmt ist für diesen Vanilleton. Ich hab dieses Aroma noch nie wahrgenommen. Bis jetzt. Ich bin in der zweiten Hälfte der Zigarre. Jetzt dominieren Röstaromen den Geschmack und sie wirkt deutlich kräftiger, was hervorragend zum Kaffee passt. Vor allem, zu dem herrlichen Brazil in meinem Kaffeebecher.
Momente wie diese
Genau diese Momente machen das Leben mit Zigarren aus. Auf der einen Seite ist es manchmal erschreckend, wie sehr unser Leben als Genussraucher von Zigarren geprägt wird, auf der anderen Seite belohnen Sie uns mit Momenten, wie eben jenem auf meiner Terrasse.
Die Falken haben aufgehört zu rufen und leise macht sich Glenn Gould wieder bemerkbar. Ich vernehme sein typisches Mitsingen zu den Werken von Bach. Ich könnte jetzt noch ewig über die Schönheit der Zigarre und dieses Moments schwadronieren, jedoch muss ich mich auch wieder meinem Genuss widmen.
Eines muss ich zum Schluss noch loswerden: Ich habe bis dato aus einer 25er Kiste Media Coronas vielleicht 10 Stück geraucht und keine einzige wies ein schlechtes Zugverhalten auf. Das hat mir den Genuss natürlich zusätzlich versüßt. Was für eine herrliche Zigarre.
Ich lege jetzt mein Notizbuch wieder zur Seite, schließlich ist Sonntag. Die Sonne lacht mir immer noch entgegen und wie immer bin ich dankbar, dankbar dafür dieses Leben führen zu dürfen.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!