Kubas Fluch – Die Schatzsuche beginnt

Habanos Logos

Es ist ungefähr 15 Jahre her, da spazierte ich durch Wien, bog am Michaelerplatz auf den Kohlmarkt ein und besuchte das Tabakfachgeschäft Mohilla. Eine Adresse, die sicherlich nicht unbekannt ist und, das sei an dieser Stelle erwähnt, eines der ältesten Geschäfte in dieser honorigen Gasse.

Ich betrat gemeinsam mit Herrn Mohilla den Humidor, suchte gemeinsam mit Ihm die passende Zigarre für diesen Nachmittag aus, bezahlte und verließ das Geschäft wieder. Ich schlenderte in Richtung Café Bräunerhof. Jenes Café, das Thomas Bernhard so geliebt und gehasst hatte, dass er es in so mancher Schrift verewigte. Damals konnte man dort noch rauchen. (An solchen Sätzen erkennt man, dass man älter wird)

Nachdem ich die Zigarre „geköpft“ hatte, genoss ich das Ritual der Flammengebung und nippte die ersten Züge des dicken Rauchs. Es war ein herrlicher Geschmack. Ledrig, würzig, erdig, leicht pfeffrig, allerdings auch eine unterschwellige Süße und definitiv sehr viel Nikotin. Mit der Köstlichkeit zwischen den Fingern und einer Melange am Tisch verbrachte ich den Nachmittag mit genügend Tageszeitungen bewaffnet – Österreich so liebe ich dich.

Was ist daran ein Fluch?

Die Zeiten ändern sich, die Welt ist im Wandel und mit ihr ändern sich politische und wirtschaftliche Gegebenheiten. Das Handelsembargo gegen Kuba wurde von den USA zu nächst gelockert, dann mehr oder weniger abgeschafft. Bis dann letzten Endes Obama am Ende seiner Amtszeit die Annäherung an Kuba wieder auf seine Agenda setzte.

Tja, was soll ich sagen, auch die besten Dinge haben Ihre Kehrseite. So richtig deutlich wurde mir das im Februar diesen Jahres, als ich zum Zigarrenhändler meines Vertrauens ging. Ich kaufte mir eine kubanische Köstlichkeit. Ich freute mich auf die Geschmacksexplosion, den dicken Rauch und diese herrliche Würze, die so gut zu einem Kaffee passt.

Doch was da zwischen meinen Lippen in den Mund steig war kein Rauch, sondern Giftgas. Da war weder Leder, noch Zeder, noch Pfeffer, noch sonst was. Die Zigarre schmeckte scharf und verbannt. Der Abbrand war ein Witz, das Zugverhalten auch nicht besonders. Ich stapfte also zum „Dealer“ zurück und beschwerte mich.

Es wurde ein längeres Gespräch. Ein Gespräch, das mir lange in den Gliedern stecken blieb. Vereinfacht erklärt ist in den Jahren, in denen ich keine Zigarren rauchte folgendes passiert:

Durch die Lockerung des Embargos gegen Kuba, am 16. Februar 2015, wurde es Amerikanern möglich Tabakwaren im Wert von 100 Dollar zu importieren. Die Nachfrage nach kubanischen Zigarren stieg also von Jahr zu Jahr,nicht nur durch die jetzt erlaubten Mini-Importe. Doch im Gegensatz zur Nachfrage, die stetig steigt, blieb die kubanische Tabakindustrie bei gleichen, oder durch Unwetter und schlechte Ernteergebinssse, sogar niedrigeren Erträgen. Um das Angebot der Nachfrage anzupassen, wurden Reifezeiten verkürzt. Zigarren die früher ein Jahr gereift wurden, verlassen heute schon nach wenigen Monaten die Fabriken. Das bedeutet, dass im Regelfall die Zigarren, die in österreichischen Läden landen eigentlich noch ein paar Jahre liegen sollten, bis man sie raucht.

Die Suche beginnt und sie wird niemals enden!

Wenn man jetzt also nicht den Platz und – da bin ich ganz ehrlich – auch nicht das Kapital hat, um Zigarren kistenweise zu kaufen um sie anschließend entsprechend zu lagern, dann muss man andere Wege einschlagen um den Genuss zu entdecken. Und das ist mitlerweile sehr, sehr spannend.

Ich begebe mich also immer wieder auf die Suche nach Zigarren, die schon etwas länger im Geschäft liegen, so lange sie korrekt gelagert wurden, tut ihnen das ja nicht weh. Mit der Zeit erfährt man, dass der eine oder andere Händler schon seinen eigenen Aging-Room versteckt in einem Kellerabteil betreibt und ausgesuchten Stammkunden dazu auch Zugang gewährt. Man erfährt von Plätzen, von denen man sich nie gedacht hätte das sie existieren.

Das schöne daran ist, dass man wieder mit den Händlern sprechen muss. Vertrautheit entsteht nicht von einer Sekunde auf die andere. So entstehen wieder andere Zigarren-Freunde, die oft auf der anderen Seite des Planeten sitzen.

Wie geht man es an?

Hier der Stempel auf der Unterseite einer Zigarrenkiste

Als erstes sollte man sich immer das „Boxing-Date“ einer Zigarre ansehen, oder vom Händler nennen lassen. Keine Angst, die sind das in den meisten Fällen schon gewohnt. Alle Zigarren die ca. drei Jahre gelegen sind, sind rauchbar, auch wenn sie ihr volles Potential erst nach fünf bis neun Jahren erreichen werden.

Also entweder man begibt sich auf die Suche nach Möglichkeiten gereifte Zigarren zu erwerben, lagert die Zigarren selbst, oder man verzichtet auf kubanische Zigarren.

Man kann sich die Wartezeit mit Zigarren aus der dominikanischen Republik, Honduras, Nicaragua, Jamaika, Honduras, den USA, oder Mexiko verkürzen. Vor allem aus der dominikanischen Republik kommen wunderbare Köstlichkeiten, die denen aus Kuba um nichts nachstehen. Einige meiner absoluten Lieblinge kommen aus der dominikanischen Republik.

 

Der große Vorteil an dominikanischen Zigarren ist, dass dort die Zigarren bereits gelagert wurden. Somit ist dem alsbaldigem Raucherlebnis kein Hindernis mehr in den Weg gesetzt.

Mir persönlich bereitet diese Suche größtes Vergnügen, auch wenn sie manchmal frustriert, das Ergebnis ist mehr als oft der vollendete Genuss. Und der ist den Aufwand auf alle Fälle wert.

 

 

1 Comment

Leave a Reply