Es gibt hektische Orte, Plätze an denen man nicht zur Ruhe kommt, es gibt verschwiegene Orte, die einen mit ihrer Stille gefangen nehmen und es gibt sprechende Orte, die einen zum Verweilen einladen, die den Odem der Geschichte, oder zumindest der Stadtgeschichte, aushauchen. Man findet Sie selten und auch in Wien scheinen sie sich zu verbergen vor den neugierigen Blicken der hektischen und all zu lauten Menschen, denn nur wer die Muße hat zu verweilen, kann sie finden, existieren tun sie dennoch.
Pfeifenraucher gelten seit je her als Menschen die eine gewisse Ruhe ausstrahlen, vielleicht liegt es daran, dass der erste Ort auf unserer Entdeckungsreise durch Wien, in ein Geschäft für Raucherzubehör führt. Wenn man die Station Herrengasse der U-Bahn-Linie 3 durch den gleichnamigen Ausgang verlässt und das kleine Gässchen zwischen Wallnerstraße und Naglergasse als Abkürzung verwendet, dann ist es nur noch ein Katzensprung zu der Anschrift „Am Hof, Nr. 5“
An eben jenem Ort findet der Genießer edler Tabakwaren alles für deren Konsum. 1811 eröffnete der Tiroler Josef Ostermann sein Geschäft in der Wiener Innenstadt. Seit damals strahlt das Geschäft einen unvergleichlichen Charme aus. Mittlerweile wird Pfeifen Ostermann von den drei Ladys Felizitas Maszynski, Eva Abi-Fadel und Isabella Sageder betrieben. Man wird in ganz Wien keine fachkundigeren Hände in dieser Branche finden. Das Geschäftslokal ist mit den dunklen Holzvitrinen, der alten Registrierkasse und dem Perserteppich am Boden ein Kleinod eines Geschäfts, das Gelassenheit ausstrahlt und wer sich zu benehmen weiß, wird mit äußerster Fürsorge von den Betreiberinnen umsorgt und bestens beraten. Obwohl man im Geschäft selbst keine Tabakwaren erwerben kann, bekommt man jedoch alles von der feinen Bruyere-Pfeife über den eleganten Humidor, bis hin zu Tabaktöpfen und Zigarettenspitzen, kurz: Alles was das Raucherherz begehrt. Auch der Geruch – eine Mischung aus Holz, Tabak und Öllichtern - verwöhnt die Nase und macht Lust auf mehr. Sogar Nichtraucher lieben dieses Geschäft auf Grund seiner unvergleichlichen Atmosphäre.
Das Pfeifenparadies ist – obwohl eigentlich kaum zu übersehen - tatsächlich nicht leicht zu finden, da es scheinbar nur von den Genießern gefunden werden möchte. Wer von einem Termin zum nächsten hetzt und nur einen kurzen Blick riskieren will, der läuft mit Sicherheit vorbei, aber keine Sorge, das ging schon sehr vielen Leuten so. Auf alle Fälle ist der Laden einen Besuch wert, denn Orte an denen die Zeit stillsteht, findet man in Wien immer noch, manchmal allerdings zu selten.