Jedes Mal freue ich mich, wenn ich überrascht werde, wenn ich eine eingefahrene Meinung revidieren muss. Man lernt nur dann, wenn man bereit ist, auch seine Überzeugungen manchmal über Bord zu werfen. Das ist nichts Schlechtes, sondern ein Beweis für Lernfähigkeit. In meinem Zigarrenfreundeskreis testen wir uns untereinander hin und wieder gegenseitig. Wir schenken uns Zigarren, deren Banderolen wir entfernen und fragen einander nach Ansichten und Meinungen zu den Zigarren. Es ist erstaunlich, zu welchem Ergebnis man kommt, wenn man Vorurteile ein wenig ausblenden kann. Genauso, wie so manche Blindverkostung eines Weines zu Überraschungen führt.
Einer meiner Getränkekunde-Lehrer hat einmal eine Flasche hervorragenden Rotwein aus Frankreich, in einen österreichischen Tetra-Pack umgefüllt und ließ uns alle probieren. Es gab nur zwei Leute, die den Wein für gut befunden haben. Ich war nicht dabei. Ich war nämlich zu feige zuzugeben, dass mir der Wein schmeckt, der offensichtlich aus einem Tetra-Pack stammt. So kann es gehen, wenn man sich von Äußerlichkeiten täuschen lässt.
Als ich neulich im Fachgeschäft meines Vertrauens den Humidor betrat, wusste ich nicht, was ich nehmen soll. Gut, an diesem Punkt waren wird doch alle schon einmal. Der Besitzer des Geschäftes ist ein guter Freund von mir, er reichte mir ein paar Zigarren und meinte nur: „Rauch doch mal die.“
Gilbert de Monsalvat – Revolution Style
Die Tage werden kälter, bei offenen Fenstern rauchen wird langsam unangenehm, vor allem in den Abendstunden. Doch im Moment geht es gerade noch. Ich mixe mir einen Longdrink als Begleitung zum Abend-Smoke. Ich freue mich auf diese Zigarre, ich freue mich, wie ich mich auf jede Zigarre freue. Das Gewicht in der Hand ist angenehm leicht. Das Deckblatt hat eine schöne Patina. Ich freue mich auf den ersten Zug der Gilbert de Montsalvat, Revolution Style im Toro-Format.
Der Cut ist schnell gemacht. Der kalte Zug verspricht Würze. In letzter Zeit habe ich gerne Zigarren, die nicht allzu viel Chili-Schärfe an den Tag legen. Irgendwie sind das bei mir eher Zigarren für den Sommer. Jedes Jahr aufs Neue ist es interessant zu sehen, wie sich der Geschmack mit der Jahreszeit ändert. Bis dann letztendlich die Winter- und Weihnachtszigarren den Humidor dominieren.
Der Selbstversuch
Die letzten Tage waren hart. Eine Erkältung hat mir den Genuss deutlich vermiest, deshalb freue ich mich auf die Zigarre noch mehr. Ich greife zu meinem Flammenwerfer und die Zigarre lässt sich leicht entflammen.
Der Rauch ist dicht und schon auf den ersten Zügen kommt viel Geschmack an. Wie erwartet ist es ein würziges Vergnügen. Es ist ein leichter Zimtton im Rauch, der aber auch als Pfeffer durchgehen kann, doch da ist noch mehr, etwas Fruchtiges und leicht Süßes. Der Rauch wird cremiger und gegen Ende des ersten Drittels sind es leichte Espressonoten, die sich zu etwas Pfeffer gesellen.
Ich überlege, woran mich der Geschmack erinnert. Welche Zigarre ist vergleichbar, doch ehrlich gesagt, es fällt mir keine Marke ein, die einen vergleichbaren Geschmack hat. Doch was besonders, neben dem herrlich ausgewogenen Geschmack auffällt, ist das herrliche Zugverhalten. Kurz gesagt: Es ist einfach perfekt!
Während ich rauche und mich auf des Ende des zweiten Drittels freue, wird mir klar das diese Zigarre etwas ist, das ich schon länger gesucht habe. Perfekter Zug, dichter Rauch, gute Würze, Cremigkeit und etwas Fruchtiges. Eine Zigarre sowohl für das Ende des Sommers, wie für den Anfang des Herbstes. Der Tabak ist herrlich kombiniert und komponiert. Die Einlage stammt aus Condega in Nicaragua, das Umblatt ist aus der Dominikanischen Republik und das herrliche Deckblatt stammt aus Ecuador. Diese Mischung ist wirklich herrlich.
Im Finale gibt jede einzelne Note der Zigarre nochmal eine Schlussvorstellung. Nussaromen, Zitrusfrüchte, Gewürze wie Pfeffer und dieser dichte Rauch trägt all diese Aromen herrlich an den Gaumen. Ich vergesse sogar darauf, dass ein Cocktail neben dem Aschenbecher steht. Wie sehr hat mir der Genuss gefehlt, in den letzten Tagen, in denen mein Geschmackssinn auf Urlaub war und meine heißgeliebten Abendstunden wurden zur Schlafenszeit degradiert .
Eigentlich will ich die Zigarre gar nicht weglegen, doch da der Geschmack langsam bitter wird, macht es keinen Sinn weiter zu rauchen. Viel ist nicht von Ihr geblieben, von der herrlichen Toro von Gilbert de Montsalvat.
Im Aschenbecher bleibt eine sehr feste Asche zurück und die Banderole, die ich wirklich herrlich bescheiden finde. Ich freue mich auf weitere Abende mit Gilbert, der demnächst auch was zu feiern hat. Bis dahin werden wir uns an so manchem Abend meinen Rauchsalon teilen, denn diese Zigarre von Gilbert de Montsalvat ist eine eindeutige Empfehlung!
Revolution Style: Manchmal tut eine Revolution wirklich gut!
In diesem Sinne: Happy Smoking