Es gibt viele Zigarren. Es gibt viel gute Zigarren und es gibt einige großartige Zigarren. Und dann gibt es Saga Zigarren. Ein ganz eigenes Kapitel im wörtlichen und übertragenen Sinne. Für mich gibt es nur ganz wenige Zigarren, die wirklich herausragend und absolut unverwechselbar sind. Heute möchte ich mir die Zeit nehmen und Ihnen von einer Zigarre erzählen, die in meinem Humidor einen Fixplatz hat und die ich ausnahmslos in Kisten erwerbe. Und nicht nur, weil die Kisten so wunderschön sind.
Zeiten ändern dich
Die Zeit vergeht rasend schnell und eingefahrene Gewohnheiten brechen auf, Vorlieben verändern sich und so manch neue Geschmacksknospe wird neugeboren. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Vorliebe bei Zigarren für jeden Passionado hin und wieder ändert. Zigarren die mir heute als fad erscheinen haben mich vor ein paar Jahren möglicherweise total begeistert und Zigarren die mir einmal die Nackenhaare zu Berge stehen ließen sind für mich heute in milder Genuss. Allgemein liebe ich es zur Zeit eher kräftig und würzig. Nicht verwunderlich also, dass sich in meinem Humidor so einiges aus Nicaragua befindet.
Saga Short Tales
Im Oktober 2017 bekam ich das erste Mal Zigarren von Saga in die Hand und ich habe an anderer Stelle schon mal über ein Format der Serie berichtet. Jedoch habe ich damals verkannt welch unglaubliche Vielfalt in diesen Zigarren steckt und ich habe – das ist mir nach ein paar Jahren klar – diese Zigarren nicht ausreichend gewürdigt. Vor allem eine ganz Besondere nicht.
Saga Cigars – wie die Marke eigentlich heißt – werden in der Dominikanischen Republik gefertigt und zwar bei De los Reyes Cigars wo unter anderem auch so Prestige-trächtige Marken wie Patoro Produziert werden. Die Familie Reyes produziert schon seit vielen Generationen Tabak und fertigt Zigarren der absoluten Spitzenklasse. Augusto Reyes ist im Zigarrenbusiness eine Legende. Jedoch bin ich mir sicher, dass seine Tochter Nirka Reyes mit den Jahren diese Fußstapfen mehr als nur ausfüllen wird. Denn diese Dame versteht es wie kein anderer einzigartige Blends auf dem Markt zu bringen und für mich sind Saga Cigars mittlerweile einer der interssantesten Boutique Brands der Welt. Die Saga Short Tales waren die erste Reihe von Nirka Reyes die auf den Markt kamen und es waren sechs Formate. Was diese Linie aber so besonders spannend macht, ist die Tatsache, dass jedes Format seinen eigenen Blend hat. Somit sind es sechs verschiedene Blends und jeder davon hat ein so einzigartiges Profil, dass man teilweise ein bisschen überfordert ist.
Saga Short Tales Tomo VI – der Selbstversuch
2017 habe ich über die Saga Short Tales Tomo IV gesprochen. Heute ist es das größte Format der Serie die Tomo VI der ich mich widmen möchte. Um ehrlich zu sein widme ich mich dieser Zigarre schon mit erschreckender Häufigkeit. Aber heute soll es nochmal ganz bewusst geschehen. Die Saga Short Tales Tomo VI (im weiteren Verlauf Tomo VI genannt) hat einen ebenfalls exzellenten Blend die Einlage ist Piloto Cubano Mejorado aus Nicaragua sowie einige Tabakblätter aus Pensylvania in den USA. Das Umblatt ist San Vicente aus der Dominikanischen Republik und das Deckblatt ist ein herrlicher dunkler San Andres aus Mexiko. Das Format ist irgendetwas zwischen Toro und Gordo mit 5 1/2 x 58.
Obwohl es Winter ist und draußen ordentlich kalt und neblig, habe ich in letzter Zeit seltsamerweise Lust auf coole Drinks. Nicht selten mixe ich mir einen Mojito, oder mache es mir mit einem Three-legged-mule gemütlich. Heute ist es letzteres. Wer es genau wissen will es sind 5cl Jameson Whisky, ordentlich crushed ice ein bisschen Limettensaft und ein Limettenviertel. Das alles gibt man in ein Glas oder einen Mule-Becher und gießt mit kaltem Ginger Ale auf. Herrlich erfrischend und interessanterweise kein Widerspruch zur Zigarre.
Das dunkle Deckblatt der Tomo VI lässt erahnen, dass hier ordentlich Aroma zu erwarten ist und wie jedes Mal freue ich mich auf die ersten Züge. In letzter Zeit erwische ich mich immer öfter dabei, dass ich die Zigarre erst anschneide nachdem ich Feuer genommen habe, vor allem wenn mir die Zigarre schon wohl bekannt ist. Die Zigarre ist schnell geköpft und den Flammen dargebracht – im meinem Fall umgekehrt.
Die ersten Züge sind herrlich würzig, begleitet von ein paar Kräuter- und floralen Aromen. Der Rauch ist dicht und fett. Gleich zu Anfang offenbart die Zigarre ihre unglaubliche Kraft. Zur Hälfte des ersten Drittels bringt das San Andres Deckblatt leichte Schokolade-Töne ins Spiel, ohne dass die Zigarre dabei zu süß wird. Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher und greife zu meinem Drink. Die leichte Schärfe des Ginger Ale ergänzt sich herrlich mit der Zigarre. Ich muss daran denken, dass ich schon lange kein Review mehr geschrieben haben, dass ich mehr als ein Jahr pausiert habe. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht.
Ich greife wieder zur Zigarre und im zweiten Drittel offenbart die Zigarre ihr volles Potential, das ich nur als fett beschreiben kann. die Würze kitzelt den Gaumen und sorgt bei mir für wohligen Speichelfluss. Ich liebe es einfach diese Schönheit zu genießen. Es ist eine Zigarre für lange kalte Winternächte in denen man nicht schlafen kann, weil der Wind um das Haus und durch die Bäume peitscht. Jedoch lässt sich diese Zigarre genauso gut am Lagerfeuer in den lauen Nächten des Frühlings und am Rand des Pools im Sommer genießen. Sie offenbart in allen Lebenslagen ihr herrliches Aroma. Pfeffer, Nuss und Erde sind die Ouvertüre zu einem fulminanten Finalakt der sich im dritten Drittel zu erkennen gibt.
Die Zigarre nimmt an Stärke zu und langsam beruhigen sich Körper und Geist,die Gedanken werden zur Ruhe gebracht und ich kann genüsslich den Nebelschwaden hinterher blicken die zur Decke schweben.
Ich greife wieder zu meinem Drink, der Mule mit Irish Whisky ist in den letzten Jahren immer wieder in Vergessenheit geraten und erst mit der letzten Jameson Kampagne wieder en vogue geworden. Ich mag ihn. Auch wenn mir immer wieder erzählt wird, dass es eine Sünde wäre, egal welchen Whisky mit Ginger Ale zu mischen. Tja, dann bin ich wohl ein Sünder 😉
Das Finale
Ich greife wieder zu meiner Zigarre und egal wann ich die Tomo VI genieße, sie gibt mir immer ein Gefühl von Heimat und vermittelt mir beinahe das Gefühl von tiefem Verständnis. Ich denke an Nirka Reyes und die Herzlichkeit mit der sie den Menschen begegnet, an ihren nicht minder herzlichen Mann, mit dem man sich im übrigen stundenlang über Kochrezepte unterhalten kann und ich denke an den Luxus der uns Passionados vergönnt ist, wenn wir solche Zigarren genießen. Die letzten Züge der Tomo VI sind eine Geschichte von fetter Erde auf einer grünen Insel, auf der eine Familie seit Generationen Tabak kultiviert und herrlich kunstfertig Zigarren produziert.
Böse Zungen behaupten, dass nur mittelmäßige Zigarren in aufwendig gestalteten Kisten verkauft werden. Tja, die Saga Short Tales strafen all diese Menschen lügen. Die Saga Short Tales Tomo VI ist so gut, dass ihr die Kiste gerade mal gerecht wird. Und nicht nur deshalb ist diese Zigarre eine meiner absoluten Lieblinge.
In diesem Sinne: Happy Smoking!!!