Sommerzeit – Ashton Virgin Sungrown

Ashton Virgin Sungrown

Seltsam. Viele Menschen sind euphorisch, wenn der Sommer endlich da ist. Zugegeben, ich mag den Sommer auch. Ich mag den Sommer, wenn ich auf der Terrasse im Schatten sitzen kann. Ich mag den Sommer, wenn ich am Ufer eine Sees auf der Veranda einer alten Villa vor mich hin sinnieren kann. Ich kann die Hitze ertragen, wenn ich mich nicht sonderlich bewegen muss. Somit steht fest: Um den Sommer zu genießen, ist Müßiggang angesagt.

Die Sommerzeit verändert vieles und unter anderem auch den Geschmack. Ich wechsle zum Beispiel die Zubereitungsart des Kaffees. Meine Mokkakanne wird wieder auf den Herd gestellt, anstatt mittels Wasserkocher die Frenchpress zu bedienen. Der Espresso im Stammkaffee wird zu dieser Zeit lediglich unter der Markise genossen und was passt da besser dazu, als eine Zigarre. Müßiggehen ist nicht schwer, die Zigarre ist immer bereit dem Nichtstun neuen Sinn zu verleihen.

Eine Zigarre zum Kaffee

Ich liebe diese Kombination. Kein Wunder, dass in Ländern in denen Kaffee angebaut wird, auch oft Tabak auf den Feldern zu finden ist. Selbstverständlich gilt das auf umgekehrte Weise genauso. Ich stamme aus einer sehr anglophilen Familie. Das Heißgetränk meiner Wahl war bis dato eigentlich immer Tee, doch dem Barista meines Vertrauens ist es zu verdanken, dass ich nicht nur den Kaffee für mich entdeckt habe, sondern auch einen wirklich guten Freund gewonnen habe. Somit streife ich durch die Humidore dieses Landes und während ich mir einen Überblick über die Ware verschaffe, überlege ich gleichzeitig welche Zigarre zu diesem Kaffee besonders gut passt.

Ashton Virgin Sun Grown

Banderole Ashton VSG

Was für eine traumhafte Banderole

Heute ist es besonders heiß. Ich habe bereits unter der Markise Platz genommen und der erste Espresso ist schon „verdunstet“. Neben mir am Tisch steht ein Glas Wasser an dem dicke Tropfen hinunter laufen, die Eiswürfel darin sind längst verschwunden. Durch die Türe des Coffeeshops klingt das Brummen des Ventilators und ein Hauch von Jazz, nicht diese Fahrstuhl-Musik, die in den diversen „Franchise-Coffeee-Drecks-Shops“ angeboten wird, sondern richtiger Jazz mit Gefühl und diese Musik unterstreicht meine sommerliche Lethargie genau. Ich öffne mein Zigarren Etui.

Der Selbstversuch

Ich habe eine Auswahl an Robustos dabei, doch ich weiß genau, dass ich zur Ashton VSG greifen werde. Es ist dieses dunkle und ölige Deckblatt, das sich so seidig anfühlt, dass mich immer wieder begeistert. Das Deckblatt ist aus Ecuador und stammt von den obersten Blättern, die besonders lange der Sonne ausgesetzt waren. Es ist auch dieses Deckblatt, das der Zigarre ihre Stärke verleiht. Einlage und Umblatt stammen aus der dominikanischen Republik, für die Komposition war Carlos „Carlito“ Fuente verantwortlich, in dessen Hause diese Zigarren auch gefertigt werden. Die einzelnen Tabake werden teilweise vier bis fünf Jahre gereift.

In Österreich hält sich leider hartnäckig das Gerücht, dass diese Zigarrenlinie eingestellt wurde, jedoch kann ich allen Liebhabern garantieren: Es gibt Sie weiterhin!!

Die Welt hat mehr Kontrast, wenn man eine Sonnenbrille trägt. Doch auch ohne Sonnenbrille ist das Deckblatt besonders dunkel. Ich greife zu meinem Cutter und mit öligem Schmatzen erfolgt der Schnitt. Der Kaltzug macht bereits Lust auf mehr. Die Zigarre nimmt sofort Feuer und während mir mein guter Freund den nächsten Espresso kredenzt, nehme ich die ersten Züge, die so unvergleichlich vollmundig sind, dass es eine Freude ist. Von Beginn an ist der Geschmack sehr komplex. Eine leichte Süße umhüllt die Würze, die so wunderbar zum Kaffee passt.

Der Rauch ist besonders dicht und das Zugverhalten optimal. Meine Zungenspitze wird von Kaffeearomen gekitzelt.

Asche auf Ashton VSG

Die perfekte Asche

Zuerst denke ich noch, dass dies vom Kaffee herrührt, doch nachdem ich mit Wasser nachgespült habe, ziehe ich nochmals an der Zigarre und da ist er wieder, der Kaffee. Ich nehme noch einen Schluck vom Espresso. Es weht mir eine ganz leichte Brise um die Nase, doch es ist noch immer sehr heiß. Am Nebentisch hat eine entzückende weibliche Erscheinung Platz genommen, die Dame nimmt ein Buch aus ihrer Tasche und bestellt Kaffee. Da mir heute nicht nach Zerstreuung ist, widme ich mich wieder meiner Zigarre.

Gegen Ende des ersten Drittels gesellen sich in das Aromenspektrum nun auch Noten von Holz und etwas Leder, die Süße nimmt etwas ab. Doch es ist kein Verlust, die beiden Aromen reichen sich die Hand wie alte Freunde. Es ist die Balance, die diese Zigarre ausmacht. Es mag sicher Raucher geben, die von der Wucht fast erschlagen werden, doch der Aficionado liebt nichts mehr als die Komplexität einer vollmundigen Zigarre.

Im zweiten Drittel – dem Hauptakt – hängt die Asche immer noch an der Zigarre. Die Asche ist generell sehr fest und wird lediglich von einem schwarzen, schmalen Band von der Zigarre getrennt. gegen Ende des zweiten Drittels wird der Geschmack leicht salzig. Es ist nur ein Hauch, der die Süße wieder zu heben beginnt. Mein Blick schweift wieder zu der Dame neben mir, während aus dem Inneren nach wie vor der Jazz an meine Ohren dringt. All diese Eindrücke, der Sommer, die Dame, der Kaffee und nicht zuletzt diese herrliche Zigarre verschwimmen zu einem einzigartigen Gefühl von Sommer, das nicht einmal von der Hitze getrübt werden kann.

Am Ende bleibt von der Zigarre nicht viel im Aschenbecher. Der Kaffee ist ausgetrunken, doch ich werde noch nicht gehen. Es ist noch viel zu heiß. Ein bisschen bleibe ich noch, nehme noch ein Glas Wasser. Und wer weiß, vielleicht sollte ich mich doch dieser hübschen Dame widmen, schließlich scheint die Sonne und es ist Sommer. Und den Sommer sollte man immer genießen.

In diesem Sinne: Happy Smoking!!!

ende Ashton

This ist the end

 

 

Be first to comment