Vegueros – Die Seele des Tabaks

Vegueros Tapados mit Kaffeetasse

Es ist der Tag nach dem Grand Cigar. Es war ein rauschendes Fest und die Zigarrenauswahl konnte sich wahrlich sehen lassen. Nach ein paar Stunden Schlaf auf einer Couch, begebe ich mich auf den Heimweg. Und während ich den Abend noch einmal Revue passieren lasse, begebe ich mich in Gedanken bereits zu meinen Humidoren, in meinem kleinen Rauchsalon zu Hause. Wenn ich eine Nacht mit Genuss-Zelebrierung verbringe, dann sehne ich mich meistens danach nach meinen eigenen vier Wänden und etwas Ruhe. Ich freue mich jedoch schon auf meine nächste Zigarre. Ich hatte sicherlich den einen, oder anderen Drink zu viel, aber was soll’s, Dean Martin hat das auch geschafft 😉

Ich sitze vor dem offenen Fenster, denn ich möchte mich noch nicht vollends dem Tageslicht aussetzen. Ich fühle mich noch latent fotosensitiv. Eine Kanne Kaffee ruht neben meiner Hand auf dem kleinen Tisch. Schön langsam kehren meine Lebensgeister wieder zurück. Welche Zigarre ich nun rauchen soll, ist mir allerdings immer noch nicht klar. Ich möchte etwas Kräftiges, etwas, dass zu einem starken Kaffee passt. Nach einem Abend mit Quai D’Orsay, Montecristo und Trinidad möchte ich etwas Unkompliziertes, jedoch definitiv aus Kuba.

Kubanische Zigarren

Vegueros mit Kaffee

Eine herrliche Kombination

Das kubanische Zigarre etwas ganz Besonderes sind, brauche ich wohl niemanden mehr erzählen. Mein Verhältnis zu Ihnen ist – nun sagen wir mal – etwas ambivalent. Als ich anfing zu rauchen, konnte man in jeden gut gepflegten Humidor gehen, sich eine kubanische Schönheit aussuchen und danach sofort genießen. Heute muss man vieles beachten. Das Boxing Date wurde zum neuen Zauberwort. Leider gehöre ich nicht zu der Sorte Raucher, die sich kubanische Zigarren immer per Kiste leisten können und somit ist Aging (auf das ich in einem meiner nächsten Artikel noch ausführlicher eingehen werde) nicht sonderlich einfach zu betreiben. Es gibt jedoch einige Marken und einzelne Linien dich ich gerne als „unkompliziert“ bezeichne, die auch in jungen Jahren schon einiges an Vergnügen bieten. Über die Upmann Majestic habe ich an anderer Stelle schon berichtet. Sie ist ein perfektes Beispiel.

Vegueros

Mit dem Wort „Vegueros“ werden auf spanisch die Tabakbauern bezeichnet.  Die Zigarren, die man bei eben jenen Vegueros erwerben kann, werden seit jeher auch so genannt. Vor allem sind hier Zigarren aus der Region um Pinar del Rio besonders zu erwähnen. 1996 wurde eben diesen Bauern Tribut gezollt und die Marke Vegueros wurde aus der Taufe gehoben. Seit 2013 gibt es zusätzlich die drei Formate Mañanitas, Entretiempos und Tapados. Diese gibt es mittlerweile auch in praktischen 4er Karton-Boxen.

Vegueros Tapados – Ein verkaterterSelbstversuch

Vegueros Anilla

Die ausgefallene Banderole…

Ich öffne meinen Kuba-Humidor und zwischen all den Schönheiten lächelt mir eine ungeöffnete Box entgegen. Das Boxing Date wurde vom Händler meines Vertrauens dankenswerterweise auf den Karton übertragen: Juli 2015

Ich nehme eine der Vegueros Tapados aus der Schachtel. Das Deckblatt weist einen schönen Glanz auf und fühlt sich zwischen den Fingern sehr seidig an. Wie immer fällt mein Blick auf die Banderole, die für mich sehr untypisch ist für Kuba. Sie ist jedoch auf jeden Fall ein Blickfang.

Die Zigarre lässt sich unkompliziert köpfen und den Flammen übergeben. Die ersten Rauchfahnen bahnen sich den Weg durch das Fenster, hinaus ins Freie. Ich schließe die Augen und genieße den ersten Zug. Der Rauch ist dich und die Würze kitzelt meinen Gaumen. Durch die Nase strömt dieser Duft nach Kräutern, der durchaus auch florale Noten hat. Ich greife zum wiederbelebenden Kaffee und lege die Zigarre in den Aschenbecher. Es gibt Zigarren, die – ähnlich dem Whisky – ihren Geschmack verströmen, jedoch ihre Seele erst nach dem Zug offenbaren, wenn sich der Geschmack im Mund entfaltet. Genauso ist es hier. Man schmeckt förmlich die kubanische Erde, das Holz und auch ein wenig Leder. Ich nehme wieder einen Zug und der Rauch ist genauso dicht wie zuvor. Die Dame legt jetzt deutlich an Kraft und Würze zu. Es liegt bereits ein Anklang von Leder in der Luft, der sich nun auch ins Geschmacksbild einfügt.

Die Zigarre liegt gut in der Hand und ist erstaunlich weich, was diesen herrlichen Zug bietet. Ich rauche diese Zigarre sehr gerne und ich bin glücklich, dass sie mir diesen Moment veredelt. Während ich rauche, überlege ich bei mir in den nächsten Tagen im Kaffeehaus ein paar Fotos zu machen, während ich diese Zigarre genieße. Jetzt möchte ich nicht zur Kamera greifen.

Wir alle haben Freunde, die wir oft längere Zeit nicht sehen und doch ist es so, dass wenn man dann einander wieder trifft, also ob nicht eine Sekunde vergangen wäre. Genauso geht es mir mit Zigarren von Vegueros. Sie sind stets eine Bereicherung im Humidor, sind problemlos und unkompliziert. Besonders schön ist auch, dass sie den Geldbeutel nicht sonderlich belasten. Man bekommt viel Zigarre für wenig Geld und das ist wirklich etwas Wunderbares 😉

Ich bin im letzten Drittel der Zigarre. Die kräftige Würze ist es, die ich so liebe, sie hat die gleiche Wirkung wie Kaffee auf mich. Es ist so als würde ich etwas mehr zu mir finden. Während ich die letzten Züge meiner Tapados mache, fühle ich mich Kuba wieder etwas näher. Ein Land, das genauso wie seine Zigarren, viele Gesichter hat.

In diesem Sinne: Happy Smoking!!!

Zigarre im Aschenbecher

Das Ende einer herrlichen Zigarre. Die Banderole hat sich der Wind geschnappt 😉

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