Der Inbegriff von Schokolade – Carrillo La Historia

EPC La Historia Anilla

Ich komme aus einer ziemlich anglophilen Familie. Warum das so ist? Ich weiß es nicht. In meiner Familie wird Tee getrunken, mit Ausnahme von Earl Grey. Das ist nämlich kein Tee, sondern Spülwasser mit Bergamotte – zumindest laut meiner Mutter. Obwohl ich in dem Mutterland der Kaffeehauskultur aufgewachsen bin (ich bin Österreicher, ich darf das schreiben), wurde bei uns am Frühstückstisch, solange ich denken kann, ausschließlich Tee serviert. Schwarztee, natürlich, vorzugsweise Darjeeling, Assam oder Ceylon. Zugzeit drei bis maximal fünf Minuten, serviert mit einem Tröpfchen Milch. Warum ich das erzähle? Ganz einfach, genauso wie ich in den letzten Jahren lernte einen Kaffee zur Zigarre zu genießen, so wusste ich von Anfang  meiner „Raucherkarriere“an, dass Tee mit Milch eine traumhafte Ergänzung zum Raucherlebnis einer herrlichen Zigarre sein kann.

Es gibt Zigarren, von denen ich sogar behaupten würde, dass ausschließlich Tee die perfekte Begleitung ist. Vor allem, finde ich, dass Zigarren die sehr schokoladige Nuancen aufweisen, herrlich zu diesem Heißgetränk passen. Natürlich, würde Kaffee oft genauso gut diese Rolle spielen, aber was wäre das Leben ohne Schrullen.

Ein Überraschungsfund

Wenn man ziemlich oft in einem Humidor steht, dann entwickelt man mit der Zeit eine bestimmte Form der Betriebsamkeit. Das hat zur Folge, dass man eben auch etwas betriebsblind wird. Als mir bewusst wurde, dass sich meine Besuche im Tabakfachgeschäft geändert hatten, beziehungsweise, dass sich das Gefühl geändert hatte, dachte ich, es wäre etwas Negatives. Weit gefehlt. Mittlerweile schätze ich diese Blindheit sogar, denn sie sorgt dafür, dass man Dinge auf andere Art und Weise entdeckt und erlebt. So kam es auch dazu, dass ich eine Zigarre sehr lange übersehen hatte. Und an einem Tag, als ich keinen Plan hatte, was ich mit nach Hause nehmen sollte, machte einer meiner betriebsblinden Flecken endlich auf sich aufmerksam.

Ernesto Perez-Carrillo – La Historia

EPC La Historia

Eine großartige Zigarre zum Tee

Wie man diese wunderschönen Banderolen übersehen kann, ist eigentlich ein Rätsel. Diese traumhaft schöne Kombination aus Rot und Blau, das Seidenband am Brandende, das alles wirkt einfach nur edel und charmant. Das Deckblatt mutete im Geschäft bereits sehr dunkel an, es war genau das, was ich an diesem Tag brauchte. Ich entschied mich für Dona Elena, eine Toro.

Die Zigarrenserie La Historia ist eine Hommage von Ernesto Perez-Carrillo an seine Familie und an die Menschen, die zu diesen Zigarren beigetragen haben. Ernesto wurde auf Kuba geboren, genauer gesagt  in der Region Pinar del Rio. Er hat sozusagen den Tabak schon über die Muttermilch bekommen. Mittlerweile sitzt die Familie in der dominikanischen Republik.

Der Selbstversuch – La Historia

Es war ein harter Tag, einer dieser Tage, an denen eigentlich gar nichts funktioniert und man am Besten im Bett geblieben wäre, doch die Konvention zwingt einen zu Entscheidungen wider besseren Wissens.

Nach diversen Quälereien beschloss ich dem Tag eine Wendung zu geben und belohnte mich mit einem Zigarreneinkauf. Nach ungefähr einer halben Stunde im Humidor und einem Gespräch mit einem wirklich guten Freund, verließ ich das Geschäft mit einer guten Auswahl an Zigarren. Zu Hause setzte ich Wasser auf und als der Tee zu ziehen begann, begutachtete ich meine Einkäufe. Die bereits erwähnten Banderolen fielen mir erneut ins Auge und noch ehe ich es mitbekam, lag die Lady schon geköpft im Aschenbecher.

Ich goss mir eine heiße, dampfende Tasse Tee ein, entfachte ein paar Kerzen und verzichtete auf das künstliche Licht. Es war wohlig warm in meinem kleinen Rauchsalon und der Tee duftete mir herrlich entgegen. Ich griff nach meinem Feuerzeug und entflammte die Toro. Ich war erstaunt, dass mir bereits auf den ersten Zügen dieser volle Schokoladengeschmack entgegen strömte. Herrlich dunkle Schokolade umhüllt von einer unglaublichen Cremigkeit. Ich legte die Dame in den Aschenbecher und griff wieder zu meiner Teetasse, während ich den Rauchfähnchen beim Aufsteigen zusah. Der Tee unterstrich die Schoko-Note noch stärker. Es war einfach herrlich.

Das Deckblatt der La Historia ist ein sehr ein Sehr dunkles, mexikanisches St.Andres Blatt, fermentiert zum Maduro. Das Umblatt ist ein in Ecuador gezogener Sumatratabak und die Einlage ist eine Kombination aus dominikanischen und nicaraguanischen Fillertabaken. Eine ziemlich gelungene Kombination.

Ich genoss diese Zigarre bereits im ersten Drittel mit vollen Zügen. Am Beginn des zweiten Drittels legte die Dame

Zigarrenasche

Eine herrlich feste Asche, bei angenehmen Zug

noch an Kraft zu. Zu der Schokolade gesellten sich Töne von Kakao und auch etwas Pfeffer, der aber nur dabei hilft die beiden anderen Akteure in den Vordergrund zu rücken. Ein Traum!

Es war ein Hochgenuss, sowohl die Zigarre, als auch der Tee, ein herrlicher Assam. Der fulminante Schlussakt der Zigarre wird von Würze eingeleitet und offenbarte die Kraft die in dieser Zigarre steckt. Die Zigarre verkörpert Erfahrung und das in Perfektion. Ich genoss meine Kanne Tee und die Zigarre bis zum Schluss und es blieb nicht viel übrig.

Es passiert mir selten, dass ich vergesse Fotos zu machen, doch bei dieser Zigarre brauchte ich alleine drei Anläufe, damit ich alle Fotos hatte, den ich vergaß sehr oft, dass ich überhaupt eine Kamera hatte. Und das spricht definitiv für diese Zigarre.

In diesem Sinne: Happy Smoking!

Be first to comment